· Pressemitteilung

Zwölf zum Teil schwer Verletzte an der Reiteralpe: Auto fährt am Felsentor an der Rastnock-Diensthütte in Radfahrer-Gruppe & fängt Feuer

SCHNEIZLREUTH/JETTENBERGER FORST (ml) – Ein Großaufgebot von 120 Einsatzkräften und Helfern hat im September bei einer Großübung am Felsentor südlich der Rastnock-Diensthütte auf der Nordwestseite der Reiteralpe unter sehr realistischen Bedingungen die Versorgung und den Abtransport von zwölf zum Teil schwer Verletzten und Vermissten aus unwegsamem und alpinem Gelände geübt. Bergwacht-Bereitschaftsleiter Stefan Strecker und der Leiter der Canyon-Rettungsgruppe, Florian Neubauer hatten mit ihrem Vorbereitungsteam für ihre Kameraden von Bergwacht, Feuerwehr, BRK-Bereitschaften und BRK-Landrettungsdienst sehr aufwendig einen schweren Verkehrsunfall mit zwölf Verletzten in Szene gesetzt: Ein Kleinwagen ist auf der Forststraße zwischen der Aschauer Klause und der Hütte zunächst mit einer Radfahrer-Gruppe zusammengestoßen und dann gegen die Felswand geprallt und in Brand geraten; mehrere Radler stürzen über den Steilhang zum Ellbach ab und zwei Autoinsassen sind im brennenden Auto eingeklemmt.

Über das automatische Notruf-System des Autos (E-Call) geht am frühen Nachmittag bei der Übungsleitstelle zunächst nur die Meldung mit Koordinaten und Zahl der Insassen ein; im netzbedingt nur kurzen und dann abgebrochenen Gespräch kommt heraus, dass der Fahrer neben den zwei Verletzten noch ein oder zwei weitere Radfahrer neben dem Auto sieht, die ebenfalls Hilfe benötigen. Der Disponent schickt daraufhin die Ortsfeuerwehr Schneizlreuth, drei Rettungswagen, einen Notarzt, den Einsatzleiter Rettungsdienst und den Einsatzleiter und die Mannschaft der Bergwacht Bad Reichenhall los. Vor Ort finden die ersteintreffenden Kräfte dann insgesamt neun Verletzte, die teilweise absturzgefährdet im steilen Berghang liegen oder in die Schlucht bis hinab in den Ellbach abgerutscht sind. 

Darüber hinaus fehlen nach Angaben der ansprechbaren Patienten noch drei weitere Beteiligte, die sich wegen des fehlenden Handynetzes von der abgelegenen Unfallstelle entfernt haben, um einen Notruf abzusetzen, der aber nie bei der Leitstelle ankommt. Der Disponent erhöht daraufhin für den Massenanfall an Verletzten (MANV) die Alarmstufe und schickt neben der Sanitätseinsatzleitung noch zwei weitere Notärzte, die Schnell-Einsatz-Gruppe Behandlung der BRK-Bereitschaften und weitere Patiententransportfahrzeuge los. Die Herausforderung dabei ist, die Fahrzeuge auf der stellenweisen schmalen Forststraße ohne Wendemöglichkeit so zu koordinieren, dass Versorgung und Abtransport der Verletzten möglichst ohne gegenseitige Behinderungen störungsfrei ablaufen.  

Während das kleine Team der Feuerwehr Schneizlreuth routiniert von vielen echten schweren Verkehrsunfällen auf der B21 im Kleinen Deutschen Eck mit Spreizer und Schere die eingeklemmten Verletzten aus dem Wrack befreit und gemeinsam mit der Bergwacht seilgesichert die Verletzten im Hang erstversorgt, richten Sanitäter und Notärzte weiter nördlich auf der Straße eine Patientenablage ein, an der die Geretteten weiter versorgt und entsprechend ihrer Verletzungen gesichtet und für den Abtransport kategorisiert werden. 

Die gemeinsame Canyon-Rettungsgruppe von Berg- und Wasserwacht, die Bergwacht Such- und Lawinenhundestaffel und das Team des Bergwacht-Technikbusses mit der Wärmebild-Drohne übernehmen die Rettung aus dem Bach und machen sich auf die Suche nach den drei im Bergwald Vermissten. Die AEG nutzt die Möglichkeit, um bei einem derart großen Schadensereignis die polizeiliche Unfallaufnahme zu üben und unterstützt beim Transport der Einsatzkräfte und bei der Rettung aus dem Gelände. Insgesamt sind 105 Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) der Polizei und des Roten Kreuzes (Landrettungsdienst, BRK-Bereitschaften Bad Reichenhall und Ainring, Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing, Teisendorf-Anger, Canyon-Rettung, Technikbus, Hundestaffel) einen ganzen Nachmittag lang im Einsatz. 

Insgesamt zieht Stefan Strecker, der selbst als Organisatorischer Leiter in der Sanitätseinsatzleitung mitgespielt hat, eine positive Bilanz: „Die größte Herausforderung bei einem solch komplexen Szenario mit einem ausgedehnten und unübersichtlichen Schadensraum ist es, die verschiedenen Einheiten, die bei kleineren Einsätzen meist alle nur in ihrem vordefinierten Aufgabengebiet routiniert ihre Arbeit machen, möglichst effektiv zusammenzuführen und zielgerichtet gemeinsam einzusetzen. Nachdem alle Patienten in der vorgegebenen Zeit im Tal angekommen sind, hätten im Ernstfall wahrscheinlich alle überlebt. Neben vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken haben wir damit auch unser wichtigstes Übungsziel erreicht!“ Strecker dankt allen Unterstützern, darunter die Bayerischen Staatsforsten, das Team der Realistischen Unfalldarstellung (RUD) vom Jugendrotkreuz (JRK) und BRK-Wasserwacht mit ihren Patientendarstellern und die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) Verpflegung der BRK-Bereitschaft Ainring, die aufgekocht hatte und alle danach im Feuerwehrhaus verköstigte. „Außerdem bedanken wir uns bei allen Wanderern und Radfahrern, die während der Übung den Abschnitt der gesperrten Forststraße nicht nutzen konnten und Umwege in Kauf nehmen mussten!“