Vier anspruchsvolle Jahre & eine Viertelmillion: Kirchlicher Segen für neue Wachstation der BRK-Wasserwacht am Abtsdorfer See
LAUFEN/HEINING (ml) – Die ehrenamtliche BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Laufen-Leobendorf hat am Samstagvormittag bei schönem Frühlingswetter gemeinsam mit dem Brassquintett „KonterBrass“, geladenen Gästen, Partner-Organisationen, Spendern und Sponsoren ihre neue moderne Wachtstation am Abtsdorfer See eingeweiht, wobei Stiftsdekan Simon Eibl den freiwilligen Einsatzkräften, ihrem neuen Gebäude und dem 2020 in Dienst gestellten neuen Rettungsboot „Sissi“ den kirchlichen Segen spendete. Kreisvorsitzende Sabrina Schauer, Ortsgruppenvorsitzender Christoph Scharf und ihr Team bedankten sich mit einem Weißwurst-Frühstück sowie Kaffee und Kuchen bei allen Wegbereitern, die mit persönlichem Einsatz, Finanzspritzen und ehrenamtlicher Eigenleistung den rund eine Viertelmillion Euro teuren Neubau trotz vieler Hürden letztendlich möglich gemacht haben, darunter Landrat Bernhard Kern, die Bürgermeister Hans Feil (Laufen) und Andreas Buchwinkler (Saaldorf-Surheim), BRK-Kreisvorsitzender Roland Richter und sein Geschäftsführer Tobias Kurz. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr fand am Abend dann noch eine nachträgliche Firstfeier statt.
Einige schlaflose Nächte und verbrauchte Nerven
BRK-Wasserwacht-Kreisvorsitzende Sabrina Schauer und ihr Amtsvorgänger Rudi Schierghofer waren sichtbar emotional bewegt, wobei Schauer von einem Meilenstein sprach, aber auch davon, dass sie vor vier Jahren bei den ersten Planungen niemals erwartet hätte, was tatsächlich alles an Belastung auf sie zukommen würde: „Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass wir nach 38 Jahren die alte und marode Hütte tatsächlich durch eine neue Rettungswache ersetzen konnten! Zurückblickend auf die Höhen und Tiefen mit einigen schlaflosen Nächten bin ich froh, dass wir den Neubau Ende 2023 erfolgreich fertigstellen konnten!“ Der stellvertretende Technische Leiter der Ortsgruppe, Nico Grothaus überreichte Geschenke für Schauer und Scharf, die den Neubau federführend realisiert hatten: „Nervennahrung für Sabrina, Gin für Christoph und für Euch beide ein Gutschein für die Therme zum Entspannen; die gesamte Mannschaft sagt: Vergelts Gott!“
Kosten steigen durch Erhalt einer alten Eiche um 50.000 Euro
Begonnen hatte alles im Mai 2020 bei einer internen Abstimmung in Bezug auf den Standort, die Größe und die Raumaufteilung, wobei BRK-Kreisvorsitzender Roland Richter und Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz die Ehrenamtlichen dann bei der Realisierung unterstützten. Es dauerte ein gutes Jahr, bis alle Informationen, planungsrelevanten Daten, erste Angebote sowie Erfahrungsberichte von anderen Wasserwachten zusammengetragen waren, um das Projekt dem Landratsamt vorzustellen, wo der Landrat und seine Mitarbeiter im September 2021 ihre Unterstützung zusicherten, woraufhin auch die Baupläne erstellt wurden. In Abstimmung mit der Gemeinde Saaldorf-Surheim und der Zustimmung durch den Freistaat Bayern wurde die Genehmigung des Bauvorhabens im Januar 2022 durch den Bauausschuss der Stadt Laufen erteilt. „Man muss dazu sagen, dass die Planungen gezielt darauf ausgelegt waren, den Neubau auf dem bestehenden Fundament zu errichten, um Kosten einzusparen und eine weitere Versiegelung von Flächen zu vermeiden. Leider wurde diese Bauplanung durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) abgelehnt, da eine alte Eiche auf der Ostseite des Gebäudes gefällt werden hätte müssen“, erinnert sich Schauer. Nach Einholung eines von der UNB geforderten Gutachtens und den nötigen Umplanungen mit nochmaliger Genehmigung durch die Stadt Laufen bekamen die ehrenamtlichen Retter dann im August 2022 die lang ersehnte Baugenehmigung vom Landratsamt.
Am 24. Januar 2023 gingen die Arbeiten dann los: Vier für das Habitat nicht so bedeutende Bäume auf der Westseite des bisherigen Gebäudes wurden gefällt. „Die alte Eiche, die durch die Umplanung stehenbleiben konnte, hat dadurch sozusagen eine Wertsteigerung von 50.000 Euro erfahren“, schmunzelte Schauer. Einen Monat später – am 24. Februar – rissen die Ehrenamtlichen dann in einer gewaltigen Gemeinschaftsaktion die alte Hütte ab. Nach der Schnurgerüst-Abnahme Ende März begannen die Erdarbeiten und gleich darauf der Fundament-Bau. „Trotz der äußerst schwierigen Lage am Seeufer haben wir für die neue Wachstation eine sehr solide Bodenplatte, die von vier mit Beton ausgegossenen Brunnen getragen wird“, erklärte Schauer.
Früher als gedacht wurde anschließend wiederum an nur einem Tag das Grundgerüst des Hauses aufgestellt. Schauer: „Glücklicherweise hat uns die Feuerwehr Laufen den vorher geklauten First noch rechtzeitig zurückgebracht. Die dafür, nach schwierigen Verhandlungen vereinbarte Auslöse wird noch heute Abend mit einer angemessenen Brotzeit und ausreichend Flüssigkeit beglichen!“ Nach weiteren sieben Monaten, in denen sämtliche Gewerke des Innenausbaus fertiggestellt wurden, erfolgte am 1. Dezember 2023 die offizielle Nutzungsaufnahme. Danach war die Arbeit allerdings noch nicht erledigt: Die Freiwilligen mussten neben vielen kleineren und größeren Arbeiten die Räume einrichten und die Außenanlagen fertigstellen. Nachdem zum Jahresende die letzten Rechnungen für das Bauprojekt eingegangen waren, konnten sie die Finanzierung durch die Einholung der bereits zugesagten Zuschüsse abschließen, wobei nur eine kleine Deckungslücke blieb, die der BRK-Kreisverband übernahm.
Wie bringt man als Ehrenamtlicher eine Viertelmillion Euro zusammen?
Die ersten Schätzungen für das Projekt beliefen sich noch auf rund 200.000 Euro, durch den Erhalt der Habitat-Eiche wurde es aber um 40.000 Euro für das neue Fundament teurer. Dazu kamen Kostensteigerungen des Materials aufgrund der allgemein bekannten Preiserhöhungen dazu, weshalb das Projekt dann letztlich mit einer Viertelmillion zu Buche schlug. Mit über 700 ehrenamtlichen Stunden in Eigenleistung verhinderte die BRK-Wasserwacht aber, dass es noch viel teurer wird, wobei Schauer und Scharf jeden Tag vor der Arbeit, in der Mittagspause oder am Abend selbst auf der Baustelle waren und nach dem Rechten geschaut haben.
„Da der Wasserrettungsdienst keine Pflichtaufgabe der Kommunen ist und daher auch nicht grundsätzlich von ihnen finanziert wird, haben wir uns selber um die Finanzierung und somit die Spendenanfragen gekümmert. Wir hatten eigentlich gehofft, dass es vom Freistaat im Rahmen des Katastrophenschutzes Zuschüsse für den Bau einer Wasserrettungsstation gibt. Leider wurde meine Anfrage beim Innenministerium abgelehnt, da der Freistaat Bayern nur Investitionskosten für Fahrzeuge, Rettungsmittel und Funktechnik im Rahmen des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes erstattet. Die Unterstützung aus Mitteln des Fonds zur Förderung des Katastrophenschutzes scheidet auch aus, da der Bau von Liegenschaften, die nur mittelbar der Vorbereitung der Katastrophenabwehr dienen, im Hinblick auf die Zweckbindung des Fonds nicht möglich ist“, erklärte Schauer, die die fehlende Unterstützung des Freistaats im Rahmen der letztjährigen politischen Diskussion in Ainring auch persönlich an Innenminister Herrmann herangetragen hatte. Obwohl es anscheinend schon politische Bemühungen gibt, dieses Problem künftig zu lösen, hatte ihr Herrmann zugesichert, dem nochmal konkret nachzugehen, was aber letztlich für die Wachstation am Abtsee nichts mehr gebracht hat. „Es ist ein leidiges Thema: Beim Bau von Wachstationen bekommen wir nach wie vor keine staatliche Unterstützung; jede der Ortsgruppen muss das Problem selbst lösen – deshalb ganz herzlichen Dank an alle Spender!“, sagte der Vorsitzende der BRK-Wasserwacht in Oberbayern, Michael Weisky in seinem Grußwort.
In der Startphase des Projekts hatte die BRK-Wasserwacht auch einen Zuschuss über das Förderprogramm LEADER angefragt, das anfangs auch positiv in Aussicht gestellt wurde, letztendlich aber in dieser Förderperiode aufgrund ausgeschöpfter Mittel nicht mehr realisierbar war, weshalb der BRK-Kreisverband einsprang und der Ortsgruppe Eigenmittel in Höhe von rund 50.000 Euro zusagte. Schauer bedankte sich bei allen Spendern und Unterstützern, darunter die Stadt Laufen, die Gemeinde Saaldorf-Surheim und die Berchtesgadener Landesstiftung des Landkreises. Zuschüsse gab es auch von den regionalen Banken und ihren Stiftungen, unter anderem die Sparkassen Bürgerstiftung, die Raiffeisenbank Rupertiwinkel, die Bürgerstiftung der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost eG sowie der Gewinnsparverein der Sparda Bank München. Darüber hinaus haben viele lokale Unternehmen und Firmen gespendet, von denen auch einige selber am Bau beteiligt waren.
Schauer bedankte sich persönlich bei Bernhard Kern für seine Unterstützung, dem das Projekt nicht nur als Landrat, sondern auch Anwohner und ehemaligem Bürgermeister am Herzen lag. Darüber hinaus bei der Stadt Laufen und der Gemeinde Saaldorf-Surheim mit ihren Bürgermeistern Hans Feil und Andreas Buchwinkler. „Abgesehen von der großen finanziellen Unterstützung der beiden Kommunen hat mir mein Chef als Arbeitgeber im Hauptjob im Rathaus auch die nötige Freiheit für die Organisation des Projekts gelassen!“, lobte Schauer. Anerkennung und Dank gab es auch für Tobias Kurz und Roland Richter – für die finanzielle Unterstützung durch den BRK-Kreisverband und ihre Hilfe bei der zeitintensiven Organisation und der aufwendigen Bürokratie. Roland Richter und sein Architektur-Büro hatten die Pläne erstellt, sich um die Bau-Kontrolle gekümmert und standen auch sonst mit Rat und Tat zur Seite.
Ausschließlich regionale Firmen
Schauer dankte auch allen am Bau beteiligten Firmen, die sich „stets perfekt“ untereinander wie auch mit der BRK-Wasserwacht abgestimmt haben: „Wir freuen uns besonders, dass wir ausschließlich regionalen Firmen den Zuschlag geben konnten!“ Anschließend lobte sie ihre eigene Mannschaft: „Ohne Eure Unterstützung und Mithilfe hätten wir, die oft auch sehr kurzfristig eingesagten Arbeiten nicht geschafft. Es ist immer wieder schön zu sehen, was mit Teamwork alles möglich ist und ich glaube ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns sehr auf die anstehende Wachsaison mit unserer neuen Rettungsstation freuen! Von hier aus werden wir weiterhin Leben retten, Menschen in Not helfen, Ausbildungs-, Jugend- und Präventionsarbeit betreiben, um Unfälle zu verhindern und der Jugend Werte wie Teamarbeit und Verantwortung zu vermitteln - ehrenamtlich – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr!“
Die Rettungsboote Sissi und Franz
Scharf berichtete vom im Oktober 2020 in Dienst gestellten neuen Rettungsboot, das als Ersatz für einen altersschwachen Vorgänger mit staatlichen Mitteln beschafft wurde, vorrangig bei Notfällen am Abtsdorfer See und auf der Salzach verwendet wird, aber neben dem Einsatz in der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) auch als Redundanz bei Werft-Terminen für das stark frequentierte Boot „Franz“ am Königssee dient, weshalb es die Ehrenamtlichen mit einem Augenzwinkern in Erinnerung an das österreichische Kaiser-Paar „Sissi“ getauft haben. Die historisch korrekte Schreibweise wäre eigentlich Sisi – in den weltbekannten Historien-Filmen von 1955 bis 57 wurde Elisabeth aber als Sissi bezeichnet. „Sabrina, ohne Dich wäre die neue Wachstation jetzt nicht hier!“, lobte Ortsgruppenchef Scharf den persönlichen Einsatz der Kreis-Wasserwacht-Vorsitzenden, wobei er im Rückblick wertschätzend feststellte, dass das Projekt den Ehrenamtlichen zeitweise nervlich durchaus an die Substanz gegangen ist und alle froh sind, dass das Gebäude nun fertig ist. Es folgen noch drei Notrufsäulen am See, die durch die Björn-Steiger-Stiftung bezahlt werden. Die Unterhaltskosten werden durch die anliegenden Gemeinden Saaldorf-Surheim und Laufen getragen.
Dank & Lob in den Grußworten der Ehrengäste
„Wir mussten viel rudern, haben es aber miteinander geschafft! Ihr miteinander habt geplant, abgerissen, gebaut. Miteinander helft Ihr, wo Ihr gebraucht werdet. So darf auch die Sissi zum Franz am Königssee; dieses Miteinander zeichnet uns aus im Landkreis! Es ist sicher ein Haufen Geld, aber überaus sinnvoll angelegt!“, lobte Landrat Bernhard Kern. Auch Laufens Bürgermeister Hans Feil brachte seine persönliche Wertschätzung zum Ausdruck: „Ich hab Sabrina ja in unmittelbarer Nähe von mir in der Arbeit sitzen - da bekomme ich einiges mit und tiefe Einblicke in das Wasserwacht-Leben! Wir haben den Neubau gerne begleitet!“ „Ihr habt hart gerackert und dabei weiter Euer Team zusammengeschweißt und Ihr würdigt den Bau - auch weil Ihr wisst, was das an Arbeit war! Danke für die stets offene Zusammenarbeit. Macht weiter so!“, sagte Bürgermeister Buchwinkler. Freilassings Polizeichef Gerhard Huber dankte für die gute Zusammenarbeit: „Wir pflegen immer einen engen Austausch mit Euch; Ihr habt mit Sabrina eine wahre Powerfrau!“ Der Ehrenvorsitzende der BRK-Wasserwacht im Landkreis, Rudi Schierghofer freute ist über die Entwicklung der Ortsgruppe und die neue moderne Wachstation, äußerte aber auch sein Unverständnis zu den Naturschutzauflagen: „Ich durfte Laufen quasi von den Anfängen an, als die Ortsgruppe nur ein Ruderboot hatte, als Technischer Leiter und dann als Kreisvorsitzender begleiten und hab miterlebt, wie Ausrüstung und Leistungsfähigkeit immer besser geworden sind. Der Naturschutz ist gut und wichtig. Man sollte sich dennoch ab und an die Frage stellen: Was ist wichtiger? Ein Menschenleben oder ein paar Büsche und Stauden, die wir am alten Standort wegen des fehlenden Blicks auf den See wegschneiden hätten müssen, aber nicht durften.“