Vermisster Skitourengeher am Schneibstein, Verstiegene auf der Kehlstein-Nordseite, Absturz über das Alpeltal-Sommerwandl
BERCHTESGADEN/SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE – Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden blicken auf eine trotz der zeitweise wenig ansprechenden Wintersportbedingungen nicht wirklich ruhige Saison zurück: Neben zwölf Pisten-Einsätzen im alten Jahr und heuer 25 waren die Freiwilligen auch regelmäßig bei Bergrettungen abseits der heimischen Wintersportgebiete am Jenner, Obersalzberg und Götschen gefordert, darunter eine aufwendige Vermisstensuche mit gutem Ausgang am Schneibstein und Jenner, Verstiegene auf der winterlichen Kehlstein-Nordseite und ein schwerer Absturz über das Göll-Alpeltal-Sommerwandl.
Vermisster Skitourengeher am Schneibstein
In der Nacht von Montag (4. März) auf Dienstag mussten die Bergretter nach einem 67-jährigen Salzburger suchen, der von einer Skitour am Schneibstein nicht heimgekommen war und von seinem Sohn als vermisst gemeldet worden war. Die Polizei fand das Auto am Parkplatz an der Jenner-Talstation; die gegen 22.30 Uhr alarmierte Bergwacht und die Polizei konnten den Mann, der in die Dunkelheit geraten war, gegen 23 Uhr über sein Handy erreichen, wobei er sich im Bereich zwischen Schneibsteinhaus und Königsbach befand. Die Retter rückten dann in mehreren Gruppen mit dem Motorschlitten, dem All-Terrain-Vehicle (ATV), zu Fuß und mit Skiern aus, suchten das gesamte Gebiet zwischen Schneibstein und dem Tal ab, fanden den 67-jährigen aber nicht, da er weitergegangen war. Aus der Luft wurden sie vom nachalarmierten Team des Technikbusses unterstützt, das zumindest die Abschnitte unterhalb des Nebels mit der Wärmebild-Drohne absuchen konnte. Die Besatzung des Polizeihubschraubers konnte wegen der Wolken das Gebiet nicht erreichen und kehrte nach einem Tankstopp bei der Bergwacht wieder zum Münchner Flughafen zurück. Am nächsten Morgen ging die Suche dann zusammen mit der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) der Polizei und der Such- und Lawinenhundestaffel der Bergwacht-Region Chiemgau weiter, wobei der Vermisste mittlerweile keinen Akku mehr hatte und auch über Handy nicht mehr erreichbar war. Die 20 Einsatzkräfte konnten ihre Suche dann einstellen, als der 67-Jährige gegen 10 Uhr leicht unterkühlt und erschöpft, aber ansonsten unverletzt an der Jenner-Talstation auftauchte. Die Bergwacht versorgte ihn und übergab ihn dann an die Krankenwagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes, die ihn in die Landesklinik Hallein brachte. Trotz Revision hatte die Jennerbahn den Transport der Einsatzkräfte übernommen.
Verstiegene auf der winterlichen Kehlstein-Nordseite
Am Samstagnachmittag (2. März) brauchte eine unverletzte 43-Jährige aus der Oberpfalz Hilfe, die sich auf der Kehlstein-Nordseite verstiegen und gegen 14.20 Uhr einen Notruf abgesetzt hatte. Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ hatte zuvor den am Zwiesel verunglückten Gleitschirm-Piloten (wir berichteten) gerettet, setzte dann einen Berchtesgadener Bergretter bei der Verstiegenen ab und nahm die vom Bergretter gesicherte Frau nach einer Zwischenlandung auf der Buswendeplatte per Winde auf. Bereits am 17. Februar musste die Bergwacht einen verstiegenen, erschöpften, aber unverletzten 30-jährigen Urlauber aus Bremen holen, der sich gegen 14.30 Uhr am winterlichen Kehlstein-Dahlsenwinkel verstiegen hatte; die Bergretter brachten den jungen Mann seilversichert nach oben zur Buswendeplatte und fuhren ihn dann ins Tal.
Verletzte Skitourengeherinnen im Hagengebirge
Am Sonntagmittag (25. Februar) ging zunächst gegen 12.30 Uhr ein Notruf wegen einer 55-jährigen Skitourengeherin aus Mittelfranken ein, die sich am Schneibstein schmerzhaft das Knie verdreht hatte. Nur wenige Minuten später brauchte dann eine 37-jährige Skitourengeherin aus dem inneren Landkreis Hilfe, die sich auf der Kleinen Reibe bei fehlender Altschnee-Unterlage bei einem Sturz auf einen Stein am Rumpf verletzt hatte. „Christoph 14“ brachte Notarzt und Bergretter zunächst zur Einsatzstelle auf der Kleinen Reibe, nahm die versorgte 37-Jährige danach mit der Winde auf und flog sie nach Schneewinkl. Direkt im Anschluss holte der Heli dann die 55-Jährige ab, die bereits von zwei Berchtesgadener Bergrettern versorgt wurde, die privat an die Einsatzstelle gekommen waren. Eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes brachte beide Frauen dann vom Landeplatz in die Kreisklinik Bad Reichenhall.
Erkrankt und verletzt auf der Kneifelspitze
Am 18. Februar brauchte ein Wanderer mit Kreislaufproblemen in den Serpentinen im Aufstieg zur Kneifelspitze Hilfe. Bereits am 11. Oktober retteten die Bergwacht und der Landrettungsdienst des Berchtesgadener Roten Kreuzes eine kurz nach 17.30 Uhr im Abstieg von der Kneifelspitze gestürzte 74-jährige Einheimische. Die Frau kam dann per Rettungswagen zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Am 8. Februar hatte sich gegen 16.30 Uhr eine 71-jährige Einheimische am Herzogberg-Wanderweg (Untersalzberg) am Kopf verletzt; die Bergwacht und eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes versorgten sie und brachten sie dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall. Am 28. Januar musste die Bergwacht gegen 13.30 Uhr zum Grünstein ausrücken, wo ein Rucksack vom Gipfel über die Nordseite abgestürzt war.
Skitourengeher stürzt im unteren Göll-Alpeltal übers Sommerwandl ab
Am 30. Januar war kurz nach 15 Uhr ein verstiegener 67-jähriger Skitourengeher aus Niederbayern im Abstieg im unteren Göll-Alpeltal mit abgeschnallten Skiern über das Sommerwandl rund 20 Meter tief abgestürzt, wobei er sich schwer an beiden Beinen verletzt hatte. „Christoph 14“ setzte zunächst per Winde den Notarzt und einen Bergretter beim Patienten ab, die die notfallmedizinische Erstversorgung übernahmen, während der Heli zwei weitere Bergretter mit zusätzlicher Ausrüstung brachte. Die Bergwacht musste den Mann dann wegen der Bäume im Luftrettungssack ein Stück auf eine freie Fläche abseilen, so dass ihn der Heli mit dem Arzt per Winde aufnehmen und nach Salzburg fliegen konnte. Die drei Bergretter packten die restliche Ausrüstung zusammen und stiegen zu Fuß wieder ab.
Erschöpft und blockiert am Wildtörl
Am 26. Januar setzten kurz nach 16.30 Uhr zwei geländebedingt blockierte Urlauber aus Nordrhein-Westfalen am Wildtörl in der Röth zwischen dem Landtal und der Wasseralm einen Notruf ab. „Christoph 14“ konnte den 37-jährigen Mann und die erschöpfte 36-jährige Frau zusammen mit einem Bergretter finden, im letzten Tageslicht mit der Winde aufnehmen und nach Schneewinkl ausfliegen.
Nächtlicher Rettungsflug aus der Steiermark zum Stahlhaus
Am 20. Januar ging gegen 20.20 Uhr ein Notruf wegen eines Gestützten mit einer schwereren Finger-und einer Kopfverletzung vom Stahlhaus am Torrener Joch ein, den dann die Besatzung des nachtflugtauglichen Niederöblarner Notarzthubschraubers „Christophorus 14“ aus der Steiermark notärztlich versorgte und zur Klinik flog.
Gleitschneerutsch am Jenner reißt Spaziergänger und Hund mit
Am 30. Dezember gegen 14.45 Uhr hatte eine Gleitschnee-Lawine zwischen Königsberg und Bergstation zwei Spaziergängerund einen Hund mitgerissen, aber nicht verschüttet und drei weiteren Fußgängern den Weg versperrt. „Christoph 14“ war zuvor bei einer Bergrettung an der Vorderen Abfahrt am Predigtstuhl (wir berichteten), flog direkt weiter in die Schönau und setzte zunächst den Berchtesgadener Bergwacht-Einsatzleiter an der Lawine ab, der zusammen mit der Jenner-Skiwacht die Lage erkundete und sich um die Betroffenen kümmerte. Die Jennerbahn brachte derweil zusätzlich Lawinenhundeteams auf den Berg, die gemeinsam mit den anderen Einsatzkräften vorsichtshalber das Lawinenfeld absuchten, aber nach kurzer Zeit Verschüttete ausschließen konnten. „Christoph 14“ nahm dann nach einem Tankstopp bei der Bergwacht in Schneewinkl alle fünf Unverletzten und den Hund per Winde auf und setzte sie oberhalb der Bergstation ab.
Junge Männer geraten im Rinnkendlsteig in Bergnot
Am 29. Dezember mussten die Bergwacht und die Wasserwacht gemeinsam zum Rinnkendlsteig ausrücken, da gegen 18.40 Uhr über Notruf Lichtzeichen im Steig gemeldet worden waren, die auch über die Webcam zu sehen waren. Die Einsatzkräfte suchten den Steig ab 19.30 Uhr vom Boot aus mit Fernglas und Wärmebildkamera ab, konnten die beiden jungen Leute nach einer guten Viertelstunde sichten und Rufkontakt herstellen, wobei die unverletzten 21 und 20 Jahre alten Männer aus München und der Oberpfalz offenbar signalisierten, dass sie Hilfe brauchen, weshalb die Bergwacht auf Kühroint fuhr, zu den Wanderern abstieg, gegen 21.15 Uhr eintraf, sie dann aufgrund von Dunkelheit, Nässe und Altschnee nach oben zur Archenkanzel führte und anschließend per Auto ins Tal fuhr.
Chinese sitzt südöstlich der Watzmann-Eiskapelle im knietiefem Schnee fest
Bergwacht, Wasserwacht und die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ mussten am 14. Dezember einen 22-jährigen Chinesen aus Bergnot gerettet, der von Sankt Bartholomä aus zur Eiskapelle an der Watzmann-Ostwand aufsteigen wollte und dann südlich des Sommerwegs zwischen Eisbach und Hachelwänden orientierungslos im knietiefen Schnee festsaß. Der Student aus Finnland hatte einen Schuh verloren, war komplett durchgefroren, bereits unterkühlt und konnte sich nicht mehr bewegen. Als gegen 15.15 Uhr der Notruf einging, forderte der Bergwacht-Einsatzleiter zunächst einen Heli und dann aufgrund der tiefhängenden Wolken und der einsetzenden Dämmerung auch die BRK-Wasserwacht mit ihrem Rettungsboot an, die die Bergwacht-Mannschaft für eine bodengebundene Rettung mit E-Bikes und Ausrüstung über den Königssee nach Sankt Bartholomä fuhr. „Christophorus 6“ nahm zur Suche einen Berchtesgadener Bergretter auf und flog zeitgleich zur Eiskapelle, wobei die Retter den jungen Mann schnell aus der Luft orten und dann nach Erstversorgung mit Wärmeweste und Wechselwäsche an der Einsatzstelle im letzten Tageslicht mit dem 30-Meter-Rettungstau auf die Hirschau ausfliegen konnten, so dass die Bodenmannschaft mit den E-Bikes nicht mehr losfahren und auch nicht mehr weiter aufsteigen musste. Die Ehrenamtlichen von Berg- und Wasserwacht versorgten den frierenden und bereits unterkühlten jungen Mann am Rettungsboot mit einer Wärmepackung weiter, fuhren ihn über den See zur Seelände zurück und übergaben ihn dort an eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes, die ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte. Der Einsatz dauerte bis 18 Uhr.
Auch in der Übergangszeit zwischen Herbst und Winter waren die Bergretter bei mehreren Einsätzen gefordert, darunter am 2. Dezember wegen einer Skifahrerin am Jenner-Krautkaser, die wegen ihrer defekten Bindung nicht mehr abfahren konnte, am 12. November wegen zwei Leuten am Seeleinsee, die sich den Abstieg nicht mehr zutrauten, am 16. Oktober wegen einer Fußverletzung im Abstieg von der Jenner-Bergstation zur Königsbergalm, am 14. Oktober bei einer Heli-Rettung für einen Gestürzten mit Beinverletzung am Göll-Alpeltalsteig und am 13. Oktober für eine Frau mit Kreislaufproblemen an der Hochlenzer-Sommerrodelbahn.
Im steilen Königssee-Ostufer 15 Meter abgerutscht
Die BRK-Wasserwacht und die Bergwacht Berchtesgaden waren am 12. Oktober gemeinsam im steilen Königssee-Ostufer im Einsatz, wo ein 32-jähriger Urlauber aus Tschechien kurz vor der Anlegestelle Kessel rund 15 Meter tief abgerutscht war und sich zwei große Kopfplatzwunden und eine Handverletzung zugezogen hatte. Ein Ersthelfer setzte gegen 12.15 Uhr einen Notruf bei der Leitstelle Traunstein ab, die sofort die ehrenamtlichen Einsatzkräfte losschickte, die sich mit dem Rettungsboot auf die Suche machten und den Verunfallten auch sehr schnell am Ufer im Wasser stehend fanden; eine Bootsbesatzung des Nationalparks hatte den Mann bereits vorab gesichtet und lotste das Wasserwacht-Boot zur Einsatzstelle. Die sechs Retter nahmen den geschockten und frierenden 32-Jährigen aufs Boot, versorgten ihn dort mit Druckverband und Halskrause, bargen noch seinen im See treibenden Rucksack und fuhren ihn zur Seelände, wo ihn eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes übernahm und dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte. Der Einsatz war nach der Reinigung des verschmutzten Boots kurz nach 14 Uhr beendet.