· Pressemitteilung

mehr Alarmierungen als je zuvor

Jahrhundertsommer sorgte für Rekordeinsatzzahlen - Jahreshauptversammlung der Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall

BAD REICHENHALL (ml) – Auf das bisher einsatzstärkste Jahr seit Beginn der Dokumentation blickte die Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall bei ihrer Jahreshauptversammlung im BRK-Haus zurück, wobei ‚Bereitschaftsleiter Dr. Bernhard Lauber den enormen ehrenamtlichen Einsatz der zur Zeit 61 Freiwilligen hervorhob. Mit einer Spitzenzahl von vier Einsätzen pro Tag am 22. Juli wurden die Bergwacht-Männer 2003 zu insgesamt 59 Einsätzen gerufen und waren oft mehrere Stunden unter schwierigen Bedingungen gefordert. 
Seit 2003 werden die bisherigen Bergwacht-Abschnitte als Regionen bezeichnet, weshalb die Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall von nun an zur Bergwacht-Region Chiemgau gehört. Wesentlichere Inhalte der Neufassung in der Berwacht-Ordnung sehen eine Jugendmitgliedschaft ab 16 Jahren sowie passive Mitgliedschaften ohne Wahlrecht vor, die es beide bisher nicht gab. Aufgrund der großen Gefahren bei den Einsätzen will Bereitschaftsleiter Dr. Bernhard Lauber die neue Jugendmitgliedschaft dennoch einschränken, jungen interessierten Frauen und Männern aber durch ein zusammen mit dem Alpenverein gestaltetes Programm eine interessante Einstiegsmöglichkeit bieten. 

Entgegen den vermehrten Meldungen in der überregionalen Presse, dass die Bergwachten Probleme mit der Rettung von unvorsichtigen und selbstverschuldet in Bergnot geratenen Personen habe, sieht sich die Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall nach wie vor dazu aufgerufen, jeden in Not geratenen Menschen zu retten, egal ob er vermeintlich durch Unachtsamkeit mehr oder weniger Schuld an seiner misslichen Lage trägt. Dennoch müsse stets bei allen gefährlichen Einsätzen das Risiko für die eigene Mannschaft abgeschätzt werden, so Bereitschaftsleiter Dr. Bernhard Lauber.

Mit vielen interessanten Texten und Bildern präsentiert sich die Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall unter www.bergwacht-reichenhall.de nun auch im Internet und berichtet zeitnah von ihren vielen Einsätzen, die im vergangenen Jahr die noch nie da gewesene Rekordmarke von 59 erreichten, was besonders durch das tolle Ausflugswetter im Jahrhundertsommer bedingt war, so Lauber weiter. Bei bis zu vier Einsätzen pro Tag am 22. Juli wird das enorme ehrenamtliche Engagement der im Moment 61 aktiven Retter deutlich, denn neben den Freizeiteinschränkungen bleibt oft auch die Arbeit am Arbeitsplatz unerledigt liegen. Bei schönstem Bergwetter bleibt die dienstbereite Bergwacht-Mannschaft im Tal, um für die Rettung im Gebirge bereit zu sein. Das Maximum der Einsätze lag in den Schönwetter-Monaten Juni bis September und in der Zeit zwischen 12 und 22 Uhr. Laut Lauber seien zumindest die Nachtstunden noch relativ sicher und einsatzfrei, wobei schon bereits der frühe Morgen oft mit einem Alarm aufwarte. Jeder der Aktiven war 2003 zwischen sechs und acht Mal bei Rettungen aktiv, leistete aber zusätzlich wie beim Vorsorgedienst am Götschen oder bei Sportveranstaltungen und dem Stadtfest weitere Stunden. Der Großteil der Rettungsaktionen im vergangenen Jahr dauerte länger als zwei Stunden und machte oftmals den Einsatz von bis zu 30 Bergwacht-Männern erforderlich. Nur 38 Prozent der Einsätze wurden zu Fuß durchgeführt, wobei bei den restlichen Alarmierungen immer mindestens ein Hubschrauber mit dabei war und die Rettung vom Berg unterstützte. Neben 14 Einsätzen mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 14“ aus Traunstein war 13 Mal ein Polizeihubschrauber, sechs mal eine Bundeswehr-Maschine und ein mal der ADAC-Hubschrauber „Christoph Murnau“ im Einsatz. Neun Mal wurde mit der Winde gearbeitet und acht Mal mit dem Bergetau. 

Die traurige Bilanz von insgesamt sieben Toten-Bergungen allein im vergangenen Jahr rückt die großen Gefahren im Gebirge wieder mehr in den Mittelpunkt und ruft auch erfahrene Berggänger zu mehr Vorsicht auf. Mit 16 Einsätzen war das Gebiet des Hochstaufens der Mittelpunkt aller Bergrettungsaktionen im vergangenen Jahr, gefolgt vom Lattengebirge mit neun Einsätzen und dem Jochberg mit vier. Jeweils drei Mal war die Bergwacht auch am Untersberg und auf der Reiteralpe im Einsatz. Insgesamt wurden 19 Bergrettungen von Verletzten durchgeführt, zehn Mal wurde nach Vermissten gesucht, fünf Mal wurden unverletzte Personen aus Bergnot gerettet und fünf Mal wurde der Landrettungsdienst bei Einsätzen in schwierigem Gelände, wie bei Verkehrsunfällen mit abgestürzten Fahrzeugen, unterstützt.

50 der aktiven Bergwacht-Männer sind jünger als 65 Jahre, wobei laut Lauber auch die durchgehend fitten Senioren noch aktiv bei den Diensten mitarbeiten, denn bei der Bergwacht gäbe es keine Rente. Derzeit warten zwei Anwärter auf die Aufnahme und drei Ärzte sowie vier Rettungsassistenten zeichnen für die Versorgung der Patienten im Gebirge verantwortlich, so lange kein regulärer Notarzt zur Verfügung steht. Ein Mal im Monat findet unter Anleitung von Christian Zelzer ein Sanitätstraining für die Bergwacht-Männer statt, die manchmal lange Zeit alleine für den Patienten sorgen müssen, bevor weitere Hilfe eintrifft. Dem am 27. November im Alter von 77 Jahren verstorbenen aktiven Bergwacht-Mann Hans Kerschl wurde mit einer Schweigeminute gedacht. 


Kassenwart Werner Thaler berichtete von den Neuanschaffungen im vergangenen Jahr, darunter sechs GPS-Geräte, die dank der großzügigen Unterstützung durch Spenden beschafft werden konnten. Besonders die Bundeswehr steht mit ihrem Benefizkonzert und der Stallweihnacht immer als starker Partner an der Seite der Bergwacht. General Markus Bentler hob die enge Verbindung zur Gebirgsjägerbrigade 23 durch die Berge hervor und meinte abschließend: „Wenn wir etwas für sie tun können, dann tun wir es gern. Wir gehören zusammen!“ 

Die Bedeutung der Sponsoren wird laut Lauber in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen, denn auch bei der Bergwacht könnte der Staat bald nicht mehr alles finanzieren. Neben der intensiven Ausbildung sei das Geld die Grundlage für eine funktionierende Bergrettung. Ausbildungsleiter Manfred Halter berichtete von insgesamt 31 Übungen und Schulungen im vergangenen Jahr, die die Helfer für das breite Einsatzspektrum im Sommer wie Winter fit halten sollen. Neben der Schulung auf den verschiedenen Hubschrauber-Mustern standen 2003 wieder eine Sanitätsausbildung, Übungen an den Seilbahnen, eine Winterausbildung sowie eine Funkausbildung auf dem Programm. Aus Sicherheitsgründen sieht es Halter als unbedingt notwendig an, dass nur noch eine begrenzte Personenzahl bei den extrem gefährlichen Rettungsaktionen am Bergetau zum Einsatz kommt, um durch eine erhöhte Routine Unfällen vorzubeugen. Das optimale Zusammenspiel von Pilot, Bordtechniker und Bergwacht-Mann sei dabei die Grundlage. Für das laufende Einsatzjahr ist eine Sommerausbildung auf der Reiteralpe, eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr und die die Gestaltung des Programms am Blaulichttag geplant, der am 22. Mai stattfinden soll. Am 24. April soll zudem ein Radausflug in Südtirol stattfinden. Der Dank des Ausbildungsleiters geht an die Bergbahnen, die Götschen-Lifte, die Hubschrauber-Betreiber sowie an den BRK-Kreisverband und die Bergwacht-Geschäftsstelle für eine optimale Zusammenarbeit im Jahr 2003. 

Bei seinem Grußwort lobte Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier die gute Zusammenarbeit der Bergwacht mit den anderen Rettungsorganisationen und bedankte sich für die Mitarbeit beim Stadtfest und Blaulichttag. Mann könne nicht immer selbstverständlich auf den ehrenamtlichen Einsatz zählen, denn das Leben sei oft lebensgefährlich, was in der Natur der Sache liege.

Auch der neue Polizeichef in Bad Reichenhall, Wilhelm Bertlein, lobte eine hervorragende Zusammenarbeit im vergangenen Jahr und blickte auf lange Sucheinsätze und schwierige Toten-Bergungen zurück, bei denen Polizei und Bergwacht eng zusammen arbeiteten. Trotz der geringen Zahl an 20 bis 30 Jährigen habe die Bergwacht einen besseren Altersdurchschnitt als die Polizeiinspektion Bad Reichenhall, so Bertlein abschließend.

Im letzten Amtsjahr befindet sich Alois Häusl, der 1. Vorsitzende des Alpenvereins, der in enger Verbindung mit der Bergwacht steht. Er selbst sei von Herzen Berchtwachtler und werde nach seinem Amtsende nach 40 Jahren DAV versuchen, die Seniorengruppe der Bergwacht zu leiten. Mit einer persönlichen Spende für die Gemeinschaftskasse bedankte er sich für die vielen Hilfeleistungen im vergangenen Jahr. Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung lud der stellvertretende Bereitschaftsleiter Helmut Lutz Gäste wie Mitglieder zur Brotzeit ins Bergwacht-Stüberl ein, das frisch renoviert mit einem überdachten Treppenabgang aufwartete.



Bergwacht-Einsätze im Jahr 2003:
21. Januar: Nachforschung nach Lichtzeichen auf der Staufen-Südseite, 7. Februar: Schiunfall am Götschen Lift, 9. Februar: Nachforschung am Predigtstuhl, 24. Februar: Nachforschung nach Lichtzeichen am Untersberg, Suchaktion am Listanger und Jochberg nach einem Vermissten, 25. Februar: Fortsetzung der Suchaktion am Listanger und Jochberg mit Unterstützung durch die Alpine Einsatzgruppe der Polizei, die Bergwacht-Hundestaffel und einen Polizei-Hubschrauber, 26. Februar: Fortsetzung der Suchaktion am Langacker und im Bereich des Thumsees, Nachforschung von Lichtzeichen am Untersberg, 28. Februar: Bergung des toten Vermissten im Bruckthal, 23. April: Rettung einer schwer Verletzten aus der Gurrwand am Untersberg mit einem Bundeswehr-Hubschrauber, 29. Mai: Unterstützung des Landrettungsdienstes an der Obermühle bei der Rettung einer Person mit Sprunggelenkfraktur, 30. Mai: Suchaktion am Jochberg und im Bereich des Zwiesels, 7. Juni: Rettungsdienst-Unterstützung bei einem schweren Mountainbike-Unfall am Predigtstuhl, Anthaupten, 17. Juni: Rettungsdienst-Unterstützung bei der Rettung eines schwer Verletzten nach Trike-Unfall in Oberjettenberg, 23. Juni: Rettungsdienst-Unterstützung bei einem Insektenstich am Streitbichl, 28. Juni: Rettung eines Ehepaars aus Bergnot von der Rotofen-Hütte, 30. Juni: Bergrettung einer Person mit Fußverletzung von der Steiner Alm, 4. Juli: Nachforschung nach Lichtzeichen am Fuderheuberg, 7. Juli: Rettung aus Bergnot von der Reiteralpe mit Unterstützung des ADAC-Hubschraubers „Christoph Murnau“, 11. Juli: Bergrettung einer Person mit Rückenverletzungen von der Staufen-Nordseite und mit Unterstützung des Rettungshubschraubers „Christoph 14“, 14. Juli: Rettung aus Bergnot mit dem Polizeihubschrauber vom Rotofensattel im Lattengebirge, 15. Juli: Rettung eines Mannes mit schwerer Beinverletzung vom Dreisesselberg mit Unterstützung des Polizeihubschraubers, 16. Juli: Rettung einer Person mit Schädelverletzung von der Steinernen Agnes mit Unterstützung des Rettungshubschraubers „Christoph 14“, Rettung eines Erschöpften vom Dreisesselberg, 17. Juli: Rettung eines Verletzten nach Steinschlag von der Staufen-Nordseite, 18. Juli: Rettung eines abgestürzten Drachenfliegers am Dreisesselberg mit Unterstützung von „Christoph 14“, 21. Juli: Suchaktion am Hochstaufen mit der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei und einem Polizeihubschrauber, 22. Juli: Fortsetzung der Suchaktion am Hochstaufen, Rettung eines Kindes mit starker Blutung von der Stoißer-Alm mit Unterstützung des Notarzthubschraubers „Christophorus 6“, Suchaktion am Hochstaufen im Bereich der Bartlmahd mit Polizeihubschrauber, Nachforschung nach Lichtzeichen beim Lauf-Steig auf der Reiteralpe, 23. Juli: Toten-Bergung am Hochstaufen mit Unterstützung eines Bundeswehr-Hubschraubers, 27. Juli: Nachforschungen nach Lichtzeichen im Bereich der Kneippanlage Bayerisch Gmain, 28. Juli: Rettung einer Frau mit Nierenkolik von der Reiteralpe, 3. August: Toten-Bergung mit dem Polizeihubschrauber aus der Löwenschlucht im Lattengebirge, Rettungsdienst-Unterstützung auf der B20 bei Bayerisch Gmain bei einem Verkehrsunfall, 9. August: Rettung von der Kugelbachalm nach Beinverletzung, Nachforschungen im Bereich der Reiter Alpe nach Lichtzeichen mit einem SAR-Hubschrauber, 10. August: Canyoning-Unfall im Steinbach bei Melleck, 12. August: Rettung aus Bergnot am Untersberg mit Unterstützung von „Christoph 14“ und zwei Bundeswehr-Hubschraubern, 14. August: Rettung aus Bergnot vom Vogelspitz im Lattengebirge mit Unterstützung von „Christoph 14“, 16. August: Rettung einer Person mit Fußverletzung von der Reiteralpe durch „Christoph 14“, 20. August: Rettung einer Person mit Armverletzung von der Steiner-Alm, 26. August: Rettung einer Person mit Kreislaufzusammenbruch vom Jochköpfl im Lattengebirge mit Unterstützung von „Christoph 14“, 4. September: Rettung einer Person mit Schulterverletzung von der Zwiesel-Alm mit Unterstützung von „Christoph 14“, 19. September: Rettung einer Person mit Hitzekollaps von der Zwieselalm mit Unterstützung von „Christophorus 6“, Rettung einer Person mit Kreislaufzusammenbruch und Armverletzung vom Hochstaufen im Bereich der Bartlmahd mit Unterstützung von „Christoph 14“, Rettung aus Bergnot am Untersberg mit Unterstützung von zwei Polizeihubschraubern, 21. September: Rettung einer Person vom Hochstaufen-Gipfel nach Hitzekollaps mit Unterstützung von „Christoph 14“, 26. September: Rettung einer Person mit Schädelverletzung von der Bartlmahd am Hochstaufen mit Unterstützung von „Christoph 14“, Toten-Bergung vom Hochstaufen mit Unterstützung von „Christoph 14“ und einem Polizeihubschrauber, 28. September: Rettung aus dem neuen Klettersteig am Hochstaufen nach Seilsturz mit Augenverletzung, unterstützt durch „Christoph 14“ und einen Polizeihubschrauber, 17. Oktober: Toten-Bergung von der Staufen-Nordseite, 13. November: Toten-Bergung nach Sturz von der Höllenbachbrücke, 17. November: Suchaktion am Hochstaufen mit Unterstützung eines Polizeihubschraubers und der Hundestaffel, 18. November: Suchaktion und Toten-Bergung von der Fuderheustein Südrinne mit Unterstützung der Hundestaffel und eines Polizeihubschraubers, 13. Dezember: Nachforschungen nach Lichtzeichen am Hochstaufen, 26. Dezember: Rettung einer Person mit schwerer Beinverletzung und Unterkühlung im Ulrichsholz bei Schneizlreuth.

Für ihren langjährigen aktiven Dienst wurden drei Bergwacht-Männer von Bereitschaftsleiter Dr. Bernhard Lauber (Mitte) und seinem Stellvertreter Helmut Lutz (Zweiter von links) mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Bayerischen Bergwacht ausgezeichnet: Karl Schieder (40 Jahre), Walter Schieder (50 Jahre) und Engelbert Eder (40 Jahre, von links). 

Zur Rettung eines am Dreisesselberg abgestürzten Drachenfliegers bereiten sich die Männer der Bergrettungswache Bad Reichenhall am Abend des 18. Julis in Zusammenarbeit mit dem Team des Rettungshubschraubers „Christoph 14“ auf den Bergetau-Einsatz vor.

Dreieinhalb Stunden lang waren sechs Mann der Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall in Zusammenarbeit mit dem Team des Polizeihubschraubers „Edelweiß 2“ am 15. Juli im Einsatz, um einen Patienten mit schwerer Beinverletzung vom Dreisesselberg zu versorgen und ins Tal zu retten.

Bei einem Einsatz auf der Hochstaufen-Südseite (Goldtropf) am 26. September retteten die Bergwacht-Männer aus Bad Reichenhall einen Mann mit einer schweren Kopfverletzung.