· Pressemitteilung

Dr. Klaus Burger bleibt Regionalleiter der Bergwacht Chiemgau – Michael Holzner und Stefan Strecker sind Stellvertreter

Michael Holzner, Klaus Burger und Stefan Strecker (von links).
Klaus Burger
Stefan Strecker
Michael Holzner
David Pichler
David Pichler, Michael Holzner, Klaus Burger und Stefan Strecker (von links).
Michael Holzner, David Pichler, Klaus Burger, Stefan Strecker, Bruno Mayer, Stefan Eisenreich, Siegfried Frisch (von links). Es fehlen Helmut Lutz (Vertreter der Bergwacht im BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land) und Werner Thaler (Revisor).

BERCHTESGADENER LAND/LANDKREIS TRAUNSTEIN/LANDKREIS ALTÖTTING (ml) – Dr. Klaus (Nik) Burger (Bad Reichenhall) ist von den 15 Bereitschaftsleitern der Bergwachten aus den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein und Altötting für weitere vier Jahre und damit eine dritte Amtsperiode als Regionalleiter wiedergewählt worden. Seine beiden gleichrangigen gewählten Stellvertreter sind wie bisher Michael Holzner (Inzell) und in Zukunft zusätzlich auch Stefan Strecker (Bad Reichenhall). In zehn von fünfzehn Bereitschaften hatten die aktiven Einsatzkräfte im Vorfeld neue Leitungen gewählt und dabei einen geplanten Generationswechsel eingeläutet.  

Werner Thaler (Bad Reichenhall) folgt Engelbert Mayer (Inzell) als Revisor; Siegfried Fritsch (Freilassing) bleibt als weiterer Revisor im Amt. Die Bergwacht in den Vorständen der BRK-Kreisverbände vertreten wie bisher Burger und Helmut Lutz (Bad Reichenhall) im Berchtesgadener Land und Stefan Eisenreich (Traunstein) und Bruno Mayer (Inzell) im Landkreis Traunstein.

Die Regionalleiter Burger, Holzner und Strecker sind Alpinisten aus der Praxis, haben sich langjährig als erfahrende Einsatzkräfte und Einsatzleiter bewährt und werden für ihren ausgleichenden, ausdauernden und kontinuierlichen Stil geschätzt. Der Jurist Burger ist überregional als 1. Vorsitzender des Deutschen Gutachterkreises für Alpinunfälle, alpine Ausrüstung und Materialkunde bekannt, landesweit für die Einsatzleiterausbildung der Bergwacht mit verantwortlich und publiziert regelmäßig in Fachmagazinen für Bergsteiger und Einsatzkräfte. Holzner war Bergführerausbilder bei der Bundeswehr in Mittenwald und koordiniert seit vielen Jahren die regionale Skiwacht. Strecker kennen viele Menschen vor allem als langjährigen Reichenhaller Bereitschaftsleiter, Leiter der Lawinen- und Suchhundestaffel, engagierten ehrenamtlichen Rettungssanitäter und Einsatzleiter im Landrettungsdienst und Organisatorischen Leiter bei größeren Schadenslagen. 

Das neue Leitungstrio blickt motiviert und optimistisch in die Zukunft und stellt übereinstimmend fest: „Die DNA der Bergretter ist besonders und einmalig, vereint Bergleidenschaft, Ehrlichkeit, Kameradschaft, Zielstrebigkeit, großes Verantwortungsbewusstsein und auch eine gewisse Lässigkeit mit dem notwendigen Schuss Humor - ohne diese Charaktereigenschaften wären die Herausforderungen ehrenamtlich überhaupt nicht mehr zu stemmen! Wir sind als schnelle Einsatztruppe in jedem unwegsamen Gelände, jederzeit und auch unter extremen Witterungsbedingungen einsetzbar - mit einem Alleinstellungsmerkmal: Wenn wir nicht hinkommen, dann kommt auch sonst niemand mehr. Wir sind da, wo kein Hubschrauber mehr fliegt und kein Fahrzeug mehr fährt. Ehrenamtlich, aber auch voll professionell. Dieses besondere Profil trägt uns, nicht nur im Einsatz, sondern auch in der nicht immer einfachen verbandsinternen und politischen Diskussion!“

Nach den Wahlen unter der bewährten Vorbereitung und Leitung von Klaus Überacker (Altötting) trafen sich über 60 Leitungskräfte teilweise erstmals in der großen Runde der Bergwacht Chiemgau – zu der auch neben den vielen neuen Bereitschaftsleitern die Chefs der Spezialgruppen und Ressorts der Region gehören: Achim Tegethoff (Marquartstein) für die Lawinen- und Suchhundestaffel, Hubert Mayer (Freilassing) für die Höhlenrettung, Florian Neubauer (Bad Reichenhall) für die Canyonrettung, Alex Beaury (Traunstein) für das Technikteam mit Drohne, Andreas Lukas (Bergen) für den Kriseninterventionsdienst (KID), Nico Perzl (Altötting) für den Umwelteinsatz und Georisiken, Andreas Zenz (Bergen) für das Ressort Einsatz, die Koordinierungsgruppe Großschaden und das SAR-Recco-Helikopter-Team, Enrico Staps (Inzell) für die Notfallmedizin, Stefan Strecker (Bad Reichenhall), Michael Partholl (Ramsau) und Achim Tegethoff (Marquartstein) für die Fachberater Vermisstensuche, Mathias Scheuerl (Inzell) für das Ausbildungs- und Prüfungsteam und Franz März (Altötting) für Natur und Umwelt. Da sehr viele neue Führungskräfte im Amt sind, lädt die neue Regionalleitung alle demnächst zu einer Strategietagung, zur Schulung, Information und zur Absprache und Diskussion über künftige Herausforderungen und Herangehensweisen im Bergrettungsgeschehen ein.

Burger und Holzner blickten auf die vergangene Amtsperiode zurück und erinnerten auszugsweise an das traurige Rekordjahr 2021 mit 34 Bergtoten, an den dramatischen Rettungsversuch im September 2022 am Hochkalter, an spektakuläre Rettungen aus Seilbahnen 2023 in Bergen und 2024 an der Reiteralpe und den Tod des Ehrenvorsitzenden Alois Glück im Februar 2024. Sie dankten den Bereitschaften für die Mithilfe bei großen organisatorischen Highlights wie 2024 der Tag der offenen Tür, der Festakt zum 100-jährigen Jubiläum der Bergwacht Chiemgau und der Besuch des Ministerpräsidenten und des Leiters der Staatskanzlei mit Vorführungen in den Nordabstürzen der Reiteralpe und auf dem dortigen Hochgebirgsübungsplatz.

Die 15 Bergwachten der Landkreise Berchtesgadener Land, Traunstein und Altötting sind organisatorisch in der Bergwacht-Region Chiemgau zusammengefasst. Zusammen mit den Regionen Hochland und Allgäu sichert die Region Chiemgau den gesamten bayerischen Alpenraum rettungsdienstlich ab. Zu den Bereitschaften in der Region Chiemgau gehören aktuell rund 600 aktive Einsatzkräfte, die durchschnittlich zu rund 1.000 Bergeinsätzen pro Jahr ausrücken müssen. 

2024: 1.081 Einsätze – 17 Menschen starben am Berg
Regionalgeschäftsführer David Pichler berichtete für die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein von einem nahezu unverändert hohen Niveau an Einsätzen in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen, wobei die absoluten Zahlen von 1.046 (2023) sogar auf 1.081 (2024) leicht angestiegen sind. 17 Menschen starben 2024 in der Region Chiemgau am Berg (2023: 22; 2022: 17; 2021: 34). Die drei einsatzstärksten Bereitschaften waren Reit im Winkl (341) mit einem Schwerpunkt im Pistendienst an der Winklmoosalm, gefolgt von Berchtesgaden (301), Bad Reichenhall (104), Ramsau (85), Ruhpolding (60), Marktschellenberg (53) und Bergen (49), wobei die absolute Zahl insbesondere bei besonders vielen komplexen alpinen Einsätzen nie den tatsächlichen Aufwand widerspiegelt. Bei den Einsatzarten sind von 2023 auf 2024 kaum auffällige Änderungen zu beobachten: Die meisten Notrufe erfolgen beim Wandern und Bergsteigen (237 und 190), gefolgt von Radfahren (44), Klettern (27) und Klettersteiggehen (19). Die Anzahl an Rodelunfällen blieb mit 14 konstant, Snowboardunfälle nahmen leicht ab (38 gegenüber 50), die Zahl der Skiunfälle stieg von 281 im Jahr 2023 auf 326 an und erreichte in etwa das Niveau von 2022 (339) und die 17 Gleitschirm-Unfälle bewegen sich auf dem Vorjahresniveau.  

Immer mehr Blockierte: Ursachen und Einschätzungen
Auffällig ist die Zunahme von sogenannten Blockierten, also von Bergsteigern, die nicht erkrankt und auch nur leicht oder unverletzt sind, aber im unwegsamen und alpinen Gelände weder vor noch zurückkönnen und deshalb dann den Notruf wählen. „Der Bergsport boomt und auch immer mehr Menschen mit wenig oder gar keiner Erfahrung zieht es in die Bergwelt“, erklärt Burger. Ursächlich für Blockierungen sind seiner Einschätzung nach meist fehlende Erfahrung und Praxis, fehlende Ausrüstung und Notfallausrüstung, die Zunahme des digitalen Bergsteigens ohne analoge Tourenvorbereitung mit Karten und ohne Erkundung und Einschätzung der aktuellen Verhältnisse vor Ort im Gelände, eine daraus resultierende falsche Selbsteinschätzung und auch Selbstüberschätzung, wenn für nicht Erwartetes dann die körperlichen und mentalen Reserven fehlen, die Angst Überhand gewinnt, lähmt und im schlimmsten Fall jeden weiteren Schritt tatsächlich unmöglich macht. Eine Rolle spielt auch eine gesamtgesellschaftlich ausgeprägte Anspruchshaltung, die im Einzelfall als Vollkasko-Mentalität gelebt wird und im Gegensatz zu früher mit der zu jeder Zeit und an fast jedem Ort möglichen Handy-Alarmierung auch die Bergwacht trifft. Burger: „Vielleicht trägt auch das sehr positive Image der Bergrettung in Einzelfällen dazu bei – wenn auch nur unterbewusst – an seine persönlichen Grenzen zu gehen; die Bergrettung als verlässlicher Helfer in der Not, als Bergkamerad in Reserve oder in Extremfällen als Kraftreserve alpiner Selbstverwirklichung.“

Die Bergwacht appelliert aber an die Öffentlichkeit, bei Einsätzen nicht pauschal und vorschnell zu kritisieren oder gar zu verurteilen, auch wenn die Ursachen für die Einsätze vielleicht unnachvollziehbar anmuten und zunächst ohne Hintergrundwissen Unverständnis oder sogar Empörung auslösen. Im Gespräch mit Betroffenen stellen sich die Szenarien dann oft viel komplexer, dynamischer und damit auch menschlich nachvollziehbarer dar, als sie oberflächlich betrachtet anmuten. „Ganz allgemein gesagt: Bevor man urteilt, sollte man immer auch die andere Seite anhören. Dennoch ist es auch für uns als Rettungsorganisation wichtig, ungeschönt zu kommunizieren, dass die alpine Landschaft weder ein abgesicherter Freizeitpark noch eine Sportstätte ist, und dass die Bergrettung auch kein doppelter Boden sein sollte, um mehr zu wagen, als man sich sonst eigentlich zutrauen würde“, betont Burger. Es darf aber auf keinen Fall passieren, dass sich jemand den Notruf nicht wählen traut. Burger, Holzner, Strecker und Geschäftsführer Pichler betonen unisono: Wir empfehlen jedem, auch in einer vielleicht nur vermeintlichen Notlage einen Notruf abzusetzen, bevor Schlimmeres passiert – die Leitstelle und der Bergwacht-Einsatzleiter fragen dann gezielt nach, bewerten die Situation und entscheiden dann, ob und welche Hilfe notwendig ist. Wir helfen Jedem in der Not, bewerten und verurteilen aber nicht!“