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Bergwacht Ramsau bei neun Einsätzen am Hochkalter, am Watzmann und im Lattengebirge gefordert

RAMSAU – Mit dem anhaltend sehr schönen und heißen Sommerwetter, den gelockerten Corona-Maßnahmen und den vielen Touristen in der Region gings auch für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau von einem Tag auf den anderen wieder richtig los: Die Bergretter mussten allein innerhalb der letzten sechs Tage zu insgesamt neun zum Teil zeitgleichen und teilweise aufwendigen Einsätzen am Hochkalter, am Watzmann und im südlichen Lattengebirge ausrücken.

53-Jährige stürzt am Hochkalter acht Meter über Böschung ab
Am Montagnachmittag gegen 14.20 Uhr ging ein Notruf vom Schärtensteig am Hochkalter ein, wo auf rund der Hälfte der Strecke zwischen der Schärten- und der Eckaualm eine 53-jährige Urlauberin aus Hessen rund acht Meter tief über die Böschung abgestürzt war und sich dabei am Knie und am Brustkorb verletzt hatte. Der Begleiter leistete Erste Hilfe und setzte einen Notruf ab. Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ setzte ihren Notarzt und einen Ramsauer Bergretter mit der Winde an der Einsatzstelle ab, wobei die Retter die Frau kurz untersuchten, dann mit der Winde aufnahmen und in die Ramsau zur Bergrettungswache ausflogen. Aufgrund einer sehr hohen Auslastung des Landrettungsdienstes war kein Rettungswagen mehr frei, weshalb die Bergwacht Ramsau die Urlauberin mit ihrem Rettungsfahrzeug zur Kreisklinik Berchtesgaden fuhr. Fünf Bergretter waren bis 16.30 Uhr gefordert.

Bub will mit dem Pinzgauer zum Krankenhaus nach Salzburg fahren
Am Sonntagmittag (27. Juni) gegen 13 Uhr brauchte ein vierjähriger einheimischer Bub mit einem vermutlich gebrochenen Handgelenk an der Ragertalm im Klausbachtal medizinische Hilfe. Die Bergwacht Ramsau rückte mit ihrem Pinzgauer aus, wobei die beiden Bergretter den Arm schienten und kühlten und das Kind mit einem Teddybären beruhigten. Am Klausbachhaus übernahmen die Notärztin und der Landrettungsdienst des Roten Kreuzes den kleinen Patienten, der den Weitertransport mit dem Rettungswagen zunächst verweigerte, da er viel lieber mit dem cooleren Pinzgauer der Bergwacht in die Kinderklinik des Salzburger Landeskrankenhauses gebracht werden wollte; die Retter konnten ihn dann aber letztlich überzeugen, das Fahrzeug doch noch zu wechseln. Der Einsatz dauerte für die Bergwacht rund eine Stunde.

Gesichtsverletzung am Hundstodgatterl & Verstiegener am Hochkalter
Am Sonntag gegen 11.30 Uhr brauchte eine gestürzte 61-jährige Urlauberin aus Thüringen mit einer Gesichtsverletzung rund eine halbe Gehstunde talwärts vom Hundstodgatterl entfernt ärztliche Hilfe. „Christoph 14“ flog mit einem Ramsauer Bergretter los und setzte ihn und den Notarzt per Winde bei der Frau ab. Beide versorgten die Verletzte, die dann per Winde aufgenommen und ins Tal geflogen wurde; mit dem Krankenwagen des Freilassinger Roten Kreuzes gings weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Die Bergretter tankten den Heli mit dem Kerosinanhänger wieder auf, da er direkt weiter zum Einsatz in die Schönau musste (wir berichteten). Sechs Bergretter waren bis 12.15 Uhr im Einsatz und brachten den Tankanhänger nach Berchtesgaden zurück.

Am Sonntag kurz nach 10.30 Uhr brauchte ein unverletzter, aber verstiegener und erschöpfter Bergsteiger im Abstieg vom Hochkalter ins Ofental die Hilfe der Ramsauer Bergwacht. Der Mann gab im Notruf nur an, dass er nicht mehr weiterkommt – genaue Koordinaten waren nicht bekannt und ein Rückruf zunächst auch nicht möglich. „Christoph 14“ flog mit einem besonders ortskundigen Ramsauer Bergretter die Ofentalscharte in Richtung Hochkalter-Gipfel ab und fand den Erschöpften, der dann per Winde aufgenommen und ins Tal geflogen wurde. Vier Bergretter waren bis kurz vor 11 Uhr im Einsatz.

Vermeintlicher Notfall am Rotpalfen & Kreislaufprobleme am Watzmannhaus
Am späten Samstagnachmittag (26. Juni) gegen 17.20 Uhr meldeten besorgte Dritte über Notruf zwei vermeintlich orientierungslose, in der Wand verstiegene Münchner Kletterer im Eisbär am Rotpalfen. Das Duo war über Handy nicht mehr erreichbar und die letzte Nachricht um kurz nach 16 Uhr abgesetzt worden. Die Bergwacht Ramsau war wegen des vorherigen Einsatzes noch an der Wache, konnte das Duo dann über Handy erreichen, wobei die Kletterer mitteilten, dass es sich um ein Missverständnis handelt und sie keine Hilfe brauchen. Kurz nach 11.30 Uhr wurde über Notruf eine Frau mit Kreislaufbeschwerden am Watzmannhaus gemeldet. Die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ flog die Einsatzstelle direkt an und versorgte die Patientin ärztlich. Drei Ramsauer Bergretter waren rund eine Stunde in Bereitschaft.

Aufwendiger Einsatz bei Nebel für verstiegenes Trio am Hochkalter
Am Samstag gegen 11.20 Uhr meldeten sich drei in rund 2.400 Metern Höhe zwischen Hochkalter-Gipfel und Ofentalscharte Verstiegene über Notruf. Die jungen 24, 25 und 28 Jahre alten Leute aus Niederbayern waren vom Hintersee aus zur Hochkalter-Überschreitung aufgestiegen und wollten eigentlich übers Ofental zurück, wobei der 28-Jährige mit Schmerzen im Sprunggelenk nur noch langsam vorankam; die beiden Begleiter waren unverletzt. „Christoph 14“ flog mit zwei Ramsauer Bergrettern los, konnte die Einsatzstelle wegen Nebel aber zunächst nicht erreichen, weshalb er die Retter in der Ofentalscharte absetzte; dann riss die Wolkendecke unerwartet auf, weshalb der Heli die Retter wieder aufnahm und direkt an der Einsatzstelle absetzte. „Christoph 14“ schaffte es noch, einen Retter und einen Verstiegenen aufzunehmen und ins Tal zu bringen – dann zog es wieder zu und die Einsatzstelle war aus der Luft nicht mehr erreichbar. Der zweite Bergretter wurde deshalb wieder in der Scharte abgesetzt und musste zu Fuß zu seinem Kameraden an der Einsatzstelle aufsteigen. Die Bergwacht Berchtesgaden tankte den Heli mit ihrem Kerosinanhänger am Ramsauer Sportplatz wieder auf. Währenddessen setzten die beiden Bergretter am Hochkalter Bohrhaken und querten mit den beiden Verstiegenen seilgesichert rund 100 Meter weit durch Absturzgelände bis zum Normalweg. Dort gings am kurzen Seil sehr langsam weiter talwärts bis unterhalb der Wolkendecke, wobei die Besatzung eines Polizeihubschraubers, die gerade bei einer Übung in Oberjettenberg war, einen ortskundigen Ramsauer Bergretter aufnahm, die vier Leute dann in rund 2.200 Metern Höhe im hinteren Ofental fand und anschließend in zwei Anflügen mit jeweils einem Doppelwinsch aufnahm und ins Tal flog. Neun Bergretter waren bis 16.30 Uhr im Einsatz.

E-Biker kollabiert an der Mordaualm
Am Donnerstagnachmittag (24. Juni) gegen 15.30 Uhr brauchte ein akut intern erkrankter 23-jähriger Urlauber aus Unterfranken nach einer E-Bike-Radtour von Bayerisch Gmain aus auf die Mordaualm im Lattengebirge medizinische Hilfe, da ihm an der Alm der Kreislauf zusammengebrochen war. Die Bergwacht Ramsau versorgte den jungen Mann und brachte ihn per Fahrzeug über die Forststraße zum Parkplatz Taubensee, wo ihn eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes übernahm und dann in die Kreisklinik Berchtesgaden einlieferte. Die Bergwacht Ramsau brachte die E-Bikes des Mannes und der Begleitung in die Rettungswache. Sieben Einsatzkräfte waren bis 17 Uhr im Einsatz oder in Bereitschaft.

Geplante Watzmann-Überschreitung scheitert durch Verspätung und heftiges Unwetter im Aufstieg zum Watzmannhaus
Am Mittwochabend (23. Juni) gegen 21.15 Uhr setzte ein 34-jähriger Urlauber aus Rheinland-Pfalz einen Notruf ab, da er im Aufstieg zum Watzmannhaus vom heftigen Unwetter überrascht worden war. Er sei ausgerutscht habe sich humpelnd mit einer Knieverletzung unter das Vordach der Stubenalm vor dem Starkregen gerettet. Er war zuvor den ganzen Tag lang mit einem Freund per Auto von Trier aus in die Ramsau gefahren, aber wegen einer mehrstündigen Vollsperre und Staus erst gegen 18 Uhr am Parkplatz Wimbachbrücke angekommen, weshalb der Plan, am Watzmannhaus zu übernachten und am nächsten Morgen die Überschreitung in Angriff zu nehmen, aufgrund der knappen Betten und der fortgeschrittenen Tageszeit zu scheitern drohte. Beide trennten sich und der Freund lief voraus, um die Schlafplätze zu sichern. Drei Ramsauer Bergretter versorgten den nach erster Einschätzung nur leicht Verletzten und brachten ihn per Fahrzeug ins Tal, wobei er einen Transport ins Krankenhaus ablehnte. Die Bergwacht organisierte deshalb eine Unterkunft für die Nacht und war bis 22.30 Uhr gefordert.