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Aufwendiger zehnstündiger Einsatz bei widrigen Verhältnissen mit dichtem Nebel und Schneefall: Bergwacht rettet abgestürzten Tourengeher vom Hohen Göll

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE/FORST KÖNIGSSEE – Ein 72-jähriger Skitourengeher ist am Samstagnachmittag am Hohen Göll in rund 2.400 Metern Höhe abgestürzt und so schwer am Bein verletzt worden, dass er selbst nicht mehr abfahren konnte. Da der Berg bis auf rund 1.500 Meter hinab ins Alpeltal in dichte Wolken gehüllt war, mussten insgesamt 15 Bergretter in einer zehnstündigen Rettungsaktion bei widrigen Verhältnissen mit dichtem Nebel und Schneefall aufsteigen, den Verletzten notfallmedizinisch versorgen und dann aufwendig per Trage und in einigen Abschnitten über Abseilstrecken talwärts bringen.

Zwei weitere Tourengeher hatten die Rufe des über eine kleine Wandstufe abgestürzten 72-Jährigen gehört, ihm Erste Hilfe geleistet und die Retter alarmiert. Als gegen 15.50 Uhr der Notruf einging, versuchte die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ zunächst noch mehrere Einsatzkräfte so hoch wie möglich nach oben zu bringen, um den weiteren Aufstieg zur Unfallstelle zu verkürzen; sie setzte in zwei Anflügen insgesamt sechs Bergretter, darunter auch den Bergwacht-Notarzt, mit der Winde am Alpeltal-Winterwandl ab, die dann sofort weiter mit Skiern durch die Göllsanden in Richtung Grat aufstiegen, sich bei Sichtweiten von zeitweise unter drei Metern aber nur noch mit GPS-Geräten sicher durch das alpine und absturzgefährliche Gelände orientieren konnten.

Da der Nebel tiefer sank und sich das Wetter mit leichtem Schneefall sogar verschlechterte, war an weitere Flüge nicht mehr zu denken, weshalb zusätzliche neun Einsatzkräfte in zwei Gruppen mit umfangreicher Ausrüstung komplett zu Fuß die über 1.200 Höhenmeter durchs Alpeltal aufstiegen und dabei bereits die absturzgefährlichen Steilstücke für den Abtransport des Patienten mit Seilen versicherten. Wegen der schlechten Handy-Verbindung zur Unfallstelle war die Verständigung mit den Ersthelfern nur bedingt möglich; die beiden Tourengeher kümmerten sich vorbildlich um den Wärmeerhalt und betreuten den 72-Jährigen, schafften es aber nicht, ihn selbst ohne die Hilfe der Bergwacht weiter talwärts zu bringen.

Eine Heli-Besatzung der Polizeihubschrauberstaffel Bayern und die Bergwacht Traunstein mit ihrem Kerosinanhänger hielten sich an ihren Standorten in Bereitschaft, um bei einer Wetterbesserung für einen Rettungsflug auszurücken, hatten aber wegen des Nebels, der mittlerweile bis nach Hinterbrand hinabgefallen war, keine Chance. Um kurz nach 19.30 Uhr konnten die ersten Einsatzkräfte im Aufstieg dann Rufkontakt herstellen und den Patienten kurz darauf erreichen. Der Bergwacht-Notarzt versorgte ihn notfallmedizinisch, wobei der 72-Jährige und seine durchgefrorenen Ersthelfer in Zelten vor der Kälte geschützt und aufgewärmt wurden.

Die Bergwacht brachte den Verletzten dann seilgesichert in der Trage aufwendig und logistisch durchgeplant Abschnitt für Abschnitt über 1.200 Höhenmeter talwärts, wobei neben der schlechten Sicht vor allem die anspruchsvollen vereisten und steilen Abschnitte Personal und Material besonders forderten. Den beiden Begleitern ging es gut genug, so dass sie noch selbst mit der Bergwacht abfahren konnten. Wegen des dichten Nebels war eine sicherte Orientierung nur noch mit GPS-Geräten möglich. Der Patient kam dann gegen 1.30 Uhr in der Früh in Hinterbrand an, wo ihn die Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes übernahm und in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte. 15 Einsatzkräfte am Berg und zwei im Tal waren über zehn Stunden lang gefordert.