Aufwendiger Rettungswinden-Einsatz in der Dunkelheit: Bergwacht & Polizeihubschrauber fliegen Kletterer nach Gewitter aus „Die Unendliche Geschichte“ in der Untersberg-Gurrwand aus
BISCHOFSWIESENER FORST – Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger und die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 4“ haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zwei unverletzte einheimische Kletterer aus dem unteren ersten Teil der Route „Die Unendliche Geschichte“ (7) an der Gurrwand auf der Westseite des Untersbergs gerettet. Das Duo hatte kurz nach 21 Uhr bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf abgesetzt, da es in das schwere Gewitter mit Starkregen und Blitzschlag geraten war, beim Abseilen zum Wandfuß oberhalb der vierten Seillänge in der Dunkelheit die richtige Abseilstelle nicht finden konnte und mit nur einer Stirnlampe auch nicht mehr wirklich handlungsfähig war.
Die beiden 31 und 32 Jahre alten Männer waren gegen 13 Uhr in die lange, aus drei Abschnitten bestehende Route eingestiegen und hatten dann am frühen Abend am oberen Ende des zweiten Abschnitts kurz vor dem Notausstieg entschieden, dass sie wegen des aufziehenden Unwetters bis zum Einstieg abseilen. Da sie nur eine Stirnlampe dabeihatten und es durch das Wetter rappenduster wurde, war neben dem Gewitter vor allem die Orientierung ein Problem: Der ursprüngliche Plan, dass sie selbst bis zum Zustieg abseilen und dort von der Bergwacht mit Lampen abgeholt werden, misslang, da sie die Abseilstelle am oberen Ende des ersten großen Wandblocks nicht finden konnten.
Die Retter mussten zunächst über eine Stunde abwarten, bis Blitzschlag und Regen nachließen, erkundeten dann mit einem Voraustrupp den besten Zustieg und stiegen schließlich unter anderem über den Almsteig (Knieschnackler) und den unteren Quersteig bis zum Wandfuß auf, wobei sie Sichtkontakt zu dem Duo herstellen konnten, aber durch die regennasse Wand mit Schwierigkeiten bis 7- nicht ohne vertretbares Risiko aufklettern konnten, zumal keine wirkliche Eile geboten war, da die Kletterer unverletzt waren und einen festen Standplatz an einem Baum hatten. Vom gegenüberliegenden Parkplatz zur Schlafenden Hexe bauten weitere Bergretter zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Bischofswiesen einen Hochleistungsstrahler mit Strom-Aggregat auf, so dass sie die komplette Wand ausleuchten konnten. Trotz des zusätzlichen Lichts und der Versuche der Bergretter am Wandfuß, die in Bergnot Geratenen zu lotsen, konnte das Duo den weiter südöstlich gelegenen Baum mit der Abseilstelle nicht finden.
Die Besatzung des nachtflugtauglichen Polizeihubschraubers „Edelweiß 4“ war gegen Mitternacht unterwegs zu einem Einsatz der Bergwacht Berchtesgaden am Mannlgrat, wo zwei Bergsteiger ebenfalls ins Gewitter geraten waren und gerettet werden mussten. Im Anschluss nahm sie am Eisenrichter zwei Reichenhaller Bergretter auf und setzte sie mit der Winde an der Einsatzstelle in der Gurrwand ab, wo die beiden Kletterer als Standplatz ein Seil im Steilhang gespannt hatten. Der Heli holte in zwei Anflügen jeweils einen Kletterer und einen Bergretter ab und flog alle zum Eisenrichter aus, wo die Bergwacht die Männer übernahm und zu ihrem Auto am Hallthurm zurückfuhr. Die Fußtrupps vom Wandfuß stiegen wieder ab. Die Bergwacht Berchtesgaden tankte „Edelweiß 4“ dann am Salzberg mit ihrem Kerosinanhänger wieder für den Rückflug auf. 18 Bergretter hatten eine nur kurze Nacht und waren bis 2.15 Uhr im Einsatz.