RAMSAUER FORST – Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau waren zusammen mit dem Landrettungsdienst des Roten Kreuzes und drei Heli-Besatzungen den ganzen Samstagnachmittag bei drei teilweise zeitgleichen und sehr schweren Einsätzen gefordert, darunter bei einem tödlichen 60-Meter-Absturz an der Watzmannscharte zwischen dem Kleinen Watzmann dem 1. Kind, wo ein 58-jähriger Bergsteiger aus Niederbayern auf der Suche zum Zustieg des Kriechbands ums Leben kam. Neben drei Fahrradunfällen innerhalb von nur einer Stunde hatte sich ein 29-Jähriger am Hinterberghorn verstiegen.
Nach einem noch ruhigen Vormittag gingen kurz nach 12.45 Uhr mehrere Notrufe mit unterschiedlichen Angaben vom Kleinen Watzmann und aus dem Watzmannkar ein, wo ein 58-Jähriger aus dem Landkreis Freyung-Grafenau auf der Suche zum Einstieg des Kriechbands im brüchigen Gelände rund 60 Meter tief in Richtung Kar abgestürzt war. Den Ermittlungen des Berchtesgadener Polizeibergführers zufolge hatten der Mann und seine Begleiter im unübersichtlichen Gelände vom Watzmannkar hoch zur Watzmannscharte den eigentlichen Weg verfehlt; als der 58-Jährige dann versuchte, ein Stück abzuklettern, rutschte er aus und stürzte sich mehrfach überschlagend bis in rund 2.000 Metern Höhe in eine Schuttrinne am Wandfuß unterhalb der Scharte ab.
Die alarmierte Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ suchte die Einsatzstelle, setzte dann den Notarzt beim Abgestürzten ab, der nur noch den Tod des Mannes feststellen konnte. „Christophorus 6“ flog drei Begleiter aus Niederbayern, dem Salzburger Pongau und dem Salzburger Land nach Kühroint aus. Die Bergwacht übernahm sie dort und brachte sie ins Ramsauer Rathaus, wo sie der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht weiter betreute. Im Anschluss wurden sie zu ihren Autos am Hammerstiel-Parkplatz gefahren. Der Heli flog noch den Polizeibergführer zur Einsatzstelle, der den Unfall dann vor Ort aufnahm und kein Fremdverschulden feststellen konnte. Die Besatzung des nachgeforderten Polizeihubschraubers „Edelweiß 5“ setzte später einen Ramsauer Bergretter am Einsatzort ab, der zusammen mit dem Alpinbeamten den Toten für den Abtransport vorbereitete; „Edelweiß 5“ nahm schließlich die beiden Einsatzkräfte und den Toten in zwei Anflügen mit der Winde auf und flog sie ins Tal, wobei der Einsatz bis 17 Uhr dauerte. Die Bergwacht Traunstein wechselte den leeren gegen den vollen Tankanhänger am Ramsauer Sportplatz aus, so dass die Bergwachten im aktuell intensiv geforderten Einsatzleitbereich Königssee wieder für weitere Heli-Einsätze vorbereitet sind. „Herzlichen Dank an die Kameraden aus Traustein, die dafür jedes Mal drei Stunden unterwegs sind!“, lobt Bereitschaftsleiter Thomas Meeß.
Drei Radunfälle innerhalb einer Stunde: 50-Jähriger stößt am Hintersee mit Traktor-Anhänger zusammen – 54-Jährige stürzt schwer auf der Hirschbichlstraße– 22-Jähriger streift im Sunklergässchen Auto und stürzt
Während an der Watzmannscharte gerade der Einsatz auf Hochtouren lief, ging gegen 13.30 Uhr ein weiterer Notruf von der Triebenbachstraße am Hintersee ein, wo ein 50-jähriger Radfahrer aus dem Landkreis Landsberg bergab zum See mit seinem Mountainbike so schnell unterwegs war, dass er in einer Kurve auf die linke Seite geriet und so heftig mit dem Anhänger eines entgegenkommenden Traktor-Gespanns zusammenstieß, dass sein Helm zerbrach und er zunächst bewusstlos auf der Straße liegenblieb. Zwei Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau fuhren sofort mit dem Pinzgauer los und leisteten Erste Hilfe, bis das Berchtesgadener Rote Kreuz mit Rettungswagen und Notarzt und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ ankamen. Der Verunfallte hatte Glück, da auch zwei Ärzte privat als Ersthelfer dazukommen waren und den Mann bereits professionell versorgten. „Christoph 14“ flog den schwer Verletzten dann zum Klinikum Traunstein. Gegen 14.15 Uhr ging dann vom Mitterberg an der Hirschbichlstraße ein weiterer Notruf direkt in der Ramsauer Bergrettungswache ein, wo eine 54-jährige Einheimische schwer mit dem Rad gestürzt war – der Pinzgauer der Ramsauer Bergwacht fuhr weiter, wobei der Notruf auch in der Leitstelle Traunstein eingegangen war und Rettungswagen und Notarzt bereits unterwegs waren. Eine dreiköpfige Familie war den Berg hinunter gefahren, wobei ihnen zwei Radfahrer bergauf entgegenkamen, sodass die 54-jährige Mutter in der Kurve stark bremsen musste und stürzte. Auch die hinterherfahrende Tochter musste derart stark abbremsen, dass sie ebenfalls stürzte. Notarzt und Notfallsanitäter versorgten die schwer verletzte Mutter und flogen sie dann mit dem nachgeforderten Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ zur Klinik; die Tochter kam leicht verletzt davon. Die Polizei bittet die entgegenkommenden Radler, sich zu melden, da sie zwar Erste Hilfe geleistet hatten, dann aber für eine Zeugenaussage nicht mehr anwesend waren. Die Bergwacht war mit beiden Radunfällen bis 15 Uhr gefordert. Um kurz nach 14 Uhr ereignete sich dann auch noch ein dritter Fahrradunfall im Berchtesgadener Sunklergässchen, wo ein 22-jähriger Ungar mit defekten Bremsen bergab gefahren war; er wurde immer schneller und musste nach links einem entgegenkommenden Auto ausweichen, das er berührte, weshalb er stürzte. Eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes versorgte den nach erster Einschätzung leicht Verletzten und brachte ihn in die Kreisklinik Berchtesgaden.
Am Hinterberghorn verstiegen
Während die drei Einsätze am Watzmann, am Hintersee und im Klausbachtal liefen, meldete sich kurz nach 14.15 Uhr ein unverletzter, aber erschöpfter und verstiegener 29-jähriger Bergsteiger aus Niederbayern über Notruf, der in rund 2.300 Metern Höhe oberhalb des Steigs von der Mittereisalm zwischen Hinterberghorn und Hocheisspitze vom richtigen Weg abgekommen war und orientierungslos, aber nicht akut absturzgefährdet im Geröll saß. Die übermittelten Koordinaten passten nicht zu den Angaben des Mannes, weshalb der Einsatzleiter die genaue Position zunächst abklären musste; ein Heli war aufgrund des an diesem Schönwetter-Nachmittag allgemein sehr hohen Einsatzaufkommens zunächst nicht verfügbar, weshalb die eigentlich für die Totenbergung am Watzmann angeforderte Besatzung von „Edelweiß 5“ einspringen musste und vorab die Rettung des Verstiegenen übernahm, der körperlich am Ende mit Krämpfen auch selbst nicht mehr weitergehen konnte. Der Polizei-Heli nahm einen Ramsauer Bergretter zur Suche aus der Luft auf, während der Einsatzleiter über Telefonkontakt zum Verstiegenen versuchte, den Hubschrauber zu ihm zu lotsen, was etwas dauerte, da er aufgrund der falschen Koordinaten zunächst auf der anderen Seite in Richtung Sittersbachtal vermutet wurde. „Edelweiß 5“ setzte den Bergretter dann per Winde an der Einsatzstelle in einer überhängenden Felsspalte ab, nahm ihn wieder mit dem Verstiegenen auf und flog beide ins Tal, wo der Ramsauer Bergwacht-Notarzt den Geretteten ambulant versorgte. Da der Mann sein Auto im Pinzgau stehen hatte, brachte ihn die Bergwacht noch zum Klausbachhaus, wo er den Postbus über den Hirschbichl nach Weißbach bei Lofer zurücknehmen konnte. Die Bergwacht war bis 16.30 Uhr gefordert und tankte den Heli noch auf, so dass er den Einsatz am Watzmann übernehmen konnte.
Insgesamt waren an diesem turbulenten Nachmittag zwölf Ramsauer Bergretter, zwei Krisenberater, zwei Einsatzkräfte der Bergwacht Traunstein, ein Polizeibergführer und drei Hubschrauber im Einsatz und weitere Bergretter in Bereitschaft.