42-jähriger Urlauber stürzt in der Watzmann-Ostwand nach Verhauer oberhalb der Wasserfallplatten über 150 Meter tief ab und stirbt
SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE/FORST SANKT BARTHOLOMÄ – Am Donnerstagvormittag gegen 9.40 Uhr ist ein 42-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen in der Watzmann-Ostwand im Bereich der Rampe oberhalb der Wasserfallplatten über 150 Meter tief tödlich abgestürzt. Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ konnten nichts mehr für den Verunglückten tun, retteten die beiden Tourenpartner und zwei weitere Bergsteiger in der Falllinie unterhalb der Absturzstelle per Rettungswinde aus der Wand und kümmerten sich im Anschluss zusammen mit der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) der Polizei und der Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 3“ um die Totenbergung.
Den Ermittlungen des Polizeibergführers zufolge war der erfahrene und gut ausgerüstete 42-Jährige zusammen mit zwei weiteren Bergsteigern aus Südbayern am Berchtesgadener Weg durch die Ostwand hinauf zur Südspitze unterwegs, wobei sich das Trio nach der Querung oberhalb der Wasserfallplatten verstieg und in mit Gras und Felsblöcken durchsetztes Schrofengelände geriet, den Verhauer bemerkte und zurücksteigen wollte; dabei brach dem 42-Jährigen dann unmittelbar oberhalb einer rund 100 Meter hohen Wandstufe ein größerer Felsen aus, mit dem er abstürzte. Zwei weitere Bergsteiger waren unterhalb am zweiten Sporn (1.630 Meter) und meldeten den Absturz über Notruf bei der Leitstelle Traunstein, die sofort die örtlich zuständige Bergwacht Berchtesgaden und den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ losschickte. Der Heli flog mit zwei Bergrettern in die Wand, wobei die Einsatzkräfte nichts mehr für den tödlich Abgestürzten machen konnten. Sie retteten zunächst das Duo am zweiten Sport mit der Winde aus der Steinschlag-Falllinie und anschließend die beiden Begleiter des Verunfallten, die sie aber geländebedingt wegen der Absturzgefahr nicht direkt anfliegen und aufnehmen konnten: „Christoph 14“ setzte deshalb die Retter in der Nähe ab, woraufhin ein Bergretter sich abseilte, zu dem Duo querte, dort einen Standplatz bohrte und beide so sicherte, dass sie „Christoph 14“ mit einem dritten Bergretter am Windenhaken aufnehmen und ebenfalls zum Zwischenlandeplatz nach Kühroint ausfliegen konnte, wo sich der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht um die Betroffenen kümmerte. Der Bergretter baute währenddessen Standplatz und Seilsicherung wieder zurück und kletterte zurück zum Absetzpunkt, wo der Heli beide Bergeretter zusammen per Winde abholte.
Die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 3“ brachte dann einen Berchtesgadener Bergretter und zwei Polizeibergführer in die absturzgefährliche Rinne, wo der 42-Jährige liegengeblieben war, die den Unfall aufnahmen und den Toten bargen. Zwei Bergretter und „Edelweiß 3“ flogen auch noch einen Bergführer und seinen Gast vom zweiten Sporn nach Kühroint aus, die am Unfallort vorbeigekommen waren und aus Rücksicht auf die Einsatzkräfte wegen des Steinschlag-Risikos ihren Ostwand-Aufstieg abbrachen; insgesamt mussten damit sechs Bergsteiger ausgeflogen werden. Die Bergwacht Berchtesgaden tankte den Polizei-Heli mit ihrem Kerosinanhänger in Schneewinkl wieder auf, so dass die Besatzung zunächst den Verstorbenen mit der Winde aufnehmen und in einem weiteren Anflug dann noch die restlichen Einsatzkräfte abholen und nach Kühroint ausfliegen konnte.
Schwerer Kletterunfall am Hohen Brett
Während des Ostwand-Einsatzes ging kurz nach 13 Uhr ein weiterer Notruf aus den Südwestabbrüchen des Hohen Bretts ein, wo ein 54-jähriger Kletterer aus Mittelfranken in der Route „Sommer Sonne Sonnenschein“ (4) wegen eines ausgebrochenen Griffs im Vorstieg auf einen Absatz abgestürzt war und sich sehr schwer am Fuß verletzt hatte. „Christoph 14“ nahm auf Kühroint zwei Bergretter auf, setzte einen Retter mit der Winde bei der unverletzten Tourenpartnerin am Standplatz unterhalb und den zweiten Bergretter beim Verletzten ab, der ihn angepasst an die begrenzten Möglichkeiten in der Wand so gut wie möglich versorgte, so dass er sitzend mit der Winde aufgenommen, nach Kühroint geflogen und dort durch den Notarzt weiter versorgt werden konnte, während der Heli am Brett die Tourenpartnerin und den zweiten Bergretter aufnahm und auch nach Kühroint brachte, von wo aus sie die Bergwacht dann zu ihrem Auto in Hinterbrand zurückfuhr. Für den Verletzten gings im Heli weiter zum Klinikum Traunstein, wobei der Einsatz in einer guten Stunde abgearbeitet war.