27-Jähriger sitzt an der breiten Randkluft am oberen Ende des Blaueisgletschers fest
RAMSAU BEI BERCHTESGADEN/RAMSAUER FORST – Die Ehrenamtlichen der Bergwacht Ramsau waren in den vergangenen Tagen immer wieder bei anspruchsvollen Einsätzen gefordert: Am Mittwochnachmittag (21. August) brauchte gegen 15.20 Uhr ein bereits leicht unterkühlter 27-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen Hilfe, da er von der Blaueishütte am Hochkalter über den Gletscher aufgestiegen war und an der bedingt durch die warme Jahreszeit dreieinhalb bis vier Meter breiten absturzgefährlichen Randkluft am oberen Ende festsaß, die er ohne Seil und Pickel nicht überwinden konnte; er drohte abzurutschen und konnte auch nicht mehr über den steilen Gletscher absteigen. Die Freundin des jungen Mannes hatte eine Kurznachricht erhalten und dann gegen 15.20 Uhr einen Notruf bei der Leitstelle Traunstein abgesetzt; der in Bergnot geratene konnte selbst keinen Notruf absetzen, da er so gut wie keinen Handy-Empfang hatte.
Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ nahm an der Blaueishütte einen Bergretter auf und setzte ihn gegen 16 Uhr oberhalb des wolkenverhüllten Gletschers am Grat ab, woraufhin er im Abstieg mit der Suche nach dem 27-Jährigen begann und gegen 16.30 Uhr erstmals Rufkontakt herstellen konnte; der Heli brachte gegen 16.20 Uhr zwei weitere Bergretter aus dem Tal und musste sie aufgrund des aufsteigenden Nebels unterhalb des Gletschers absetzen – dann sank die Wolkenuntergrenze bis hinab zur Schärtenalm, so dass keine weiteren Flüge mehr möglich waren.
Der Bergretter im Abstieg warf dem 27-Jährigen dann ein Seil zu, an dem er sich so lange festhalten konnte, bis gegen 17.10 Uhr die beiden zusätzlichen Retter im Aufstieg eintrafen, ihm einen Gurt anzogen und ihn ins Seil einhängten, so dass er gesichert war, seinen Rucksack abnehmen und sich warme Kleidung anziehen konnte. Die Einsatzkräfte spannten dann ein Seil, so dass der Bergretter im Abstieg die Randkluft überwinden konnte. Gesichert gings dann über den Gletscher stellenweise direkt an der Felswand am Wandfuß der Blaueisspitze entlang bergab, wobei sich die Gruppe mehrfach abseilen und um den Wärmeerhalt des frierenden 27-Jährigen kümmern musste. Gegen 19 Uhr trafen sie am unteren Schneefeld ein und gegen 19.40 Uhr dann an der Blaueishütte, wobei ihnen ein Fahrzeug über die Forststraße zur Schärtenalm entgegenfuhr und dann alle bis 21 Uhr zurück in die Rettungswache brachte. Elf Bergretter waren bis kurz nach 21.30 Uhr gefordert.
Am Dienstag (20. August) war die Ramsauer Bergwacht bei drei zum Teil zeitgleichen Einsätzen gefordert: Gegen 6.20 Uhr brauchte eine unverletzte 47-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern Hilfe, die am Vortag zum Watzmannhaus aufgestiegen war und sich jetzt den Abstieg nicht mehr zutraute. Acht Bergretter brachten die Urlauberin ins Tal zurück und waren bis 12.30 Uhr im Einsatz. Weiter gings dann kurz nach 16 Uhr, als ein 63-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen mit einer schweren Knieverletzung notärztliche Hilfe brauchte. „Christoph 14“ fand die zunächst im unteren Watzmann-Südspitz-Abstieg gemeldete Einsatzstelle dann im Trischübel-Abstieg, setzte Notarzt und Bergretter mit der Winde ab, die den Mann notfallmedizinisch versorgten und in den Luftrettungssack umlagerten. Der Heli nahm nach einer Zwischenlandung den Arzt und den Patienten mit der Winde auf und flog sie direkt zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Die Bergwacht holte ihren Kameraden mit dem All-Terrain-Vehicle (ATV) von der Grieshütte ab. Sechs Bergretter waren bis 17.45 Uhr im Einsatz.
Während der Rettungsaktion brauchte kurz nach 17 Uhr an der Wimbachgrieshütte eine erkrankte 57-Jährige aus Niederbayern medizinische Hilfe. Der Notfallsanitäter von „Christoph 14“, der dort gerade am Zwischenlandeplatz stand, versorgte die Frau und forderte ein Fahrzeug nach, das bereits unterwegs war, um eigentlich den Bergretter vom Trischübel-Einsatz abzuholen. Die Bergwacht versorgte die Frau weiter, fuhr sie zur Bergrettungswache und übergab sie dort an eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes, die sie in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte. Fünf Bergretter waren bis 18.45 Uhr gefordert.
Am Sonntagmorgen (18. August) musste die Bergwacht kurz nach 7 Uhr ausrücken, da eine 22-jährige Berlinerin mit Schmerzen in den Fußgelenken nicht mehr von der Blaueishütte absteigen konnte. Die Bergwacht fuhr bis zum unteren Ende der Materialseilbahn, ging der jungen Frau entgegen, begleitete sie bis zum Auto und fuhr sie ins Tal; da kein Krankentransportwagen frei war, musste die Bergwacht die Patientin selbst zur Kreisklinik Bad Reichenhall fahren. Vier Ehrenamtliche waren bis 9.20 Uhr im Einsatz. Am Freitagabend (16. August) wurde ab 21.20 Uhr in mehreren Notrufen ein mutmaßliches alpines Notsignal im Bereich des Hochstiegs am Watzmann-Hocheck gemeldet – das Licht würde sechsmal blinken und sich nicht mehr bewegen. Fünf Bergretter klärten bis 22 Uhr von verschiedenen Orten aus die Meldung ab und stellten fest, dass offensichtlich ein Bergsteiger im Abstieg war und keine Notlage vorliegt.