· Pressemitteilung

1,62 Prozent mehr: 24.648 Einsätze im Rettungsdienst und Krankentransport

Fast vier Prozent mehr Notfalleinsätze und über sieben Prozent weniger Notarzteinsätze – Kreuzverwendung von Rettungswagen im Krankentransport sinkt innerhalb von sechs Jahren von 46 auf 25 Prozent

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Der Rettungsdienst und Krankentransport des Roten Kreuzes im Berchtesgadener Land war 2024 bei insgesamt 24.648 (2023: 24.256) Einsätzen mit einer Gesamtzeit von fast 34.400 Stunden gefordert – 392 Einsätze (1,62 Prozent) mehr als 2023, wobei die 13 Fahrzeuge mit fast 10.400 zusätzlichen Kilometern (1,3 Prozent) weiter unterwegs waren; durchschnittlich sind das wie in den letzten vier Jahren rund 32 Kilometer und 1,4 Stunden Zeitaufwand pro Einsatz. Im Schnitt rückte der Rettungsdienst des Landkreises über 67 mal pro Tag (in den Vorjahren über 66) aus und umrundete fast 20 mal die Erde. „Wie zu erwarten war hat die Kreuzverwendung der Rettungswagen (RTW) für Krankentransporte weiter abgenommen – innerhalb von sechs Jahren von 46 auf mittlerweile nur noch 25 Prozent, was letztes Jahr vor allem daran lag, dass wir die Krankentransportwagen (KTW) mit einer zeitlichen Straffung in die Nacht hinein länger in Betrieb hatten – in Bad Reichenhall ist praktisch eine Schicht dazugekommen und in Berchtesgaden noch eine Schicht am Wochenende. Dadurch stehen die RTW deutlich häufiger für Notfälle zur Verfügung“, freut sich der stellvertretende Abteilungsleiter für den Rettungsdienst und Krankentransport, Christian Zelzer, der die Einsätze statistisch ausgewertet hat.

Weniger Notarzteinsätze, dafür mehr Notfalleinsätze und mehr Krankentransporte
Um fast vier Prozent (138) ist die Anzahl der Notfalleinsätze (RTW ohne Notarzt) auf 3.679 gestiegen, wobei die Notarzteinsätze über sieben Prozent (291) weniger geworden sind (3.789), was unter anderem daran liegt, dass die Notfallsanitäter viele frühere ärztliche Maßnahmen mittlerweile eigenverantwortlich durchführen dürfen. Seit Dezember 2019 hat der Ärztliche Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) den Notfallsanitätern offiziell geschulte und geprüfte Maßnahmen delegiert, darunter die eigenständige Gabe von ausgewählten Medikamenten – mit strengen Vorgaben zur Dokumentation und nachträglichen Überprüfung durch den ÄLRD. So dürfen die Notfallsanitäter bei oft sehr schmerzhaften isolierten Verletzungen der Extremitäten, wie einem Knochenbruch am Arm oder Bein, dem Notfallpatienten selbständig Schmerzmittel verabreichen oder bei akuten Atembeschwerden vernebelte Medikamente einatmen lassen. „Unsere Notfallsanitäter können damit wesentlich effektiver helfen als zuvor und müssen nicht warten, bis manchmal von weit her ein Notarzt eintrifft“, freut sich Ausbildungsleiter Hermann Scherer. Die Anzahl der Krankentransporte ist um 3,4 Prozent (300) unter anderem aufgrund der zusätzlichen Schichten auf 9.106 gestiegen, und die Anzahl der nicht verrechnungsfähigen Einsätze, darunter Hilfeleistungen ohne Patienten-Transport, Gebietsabsicherungen und Abstellungen zur Absicherung größerer Einsätze stieg um über drei Prozent auf mittlerweile 8.074.

Weniger Mehrarbeit durch zusätzliche Schichten
Die Einsatzstunden sind von knapp 31.000 im Jahr 2018 auf mittlerweile fast 34.400 angestiegen. „Unsere Mitarbeiter mussten vor allem durch die zusätzlichen KTW-Schichten aber rund 15 Prozent weniger Mehrarbeit in der Notfallrettung und sechs Prozent weniger Mehrarbeit im Krankentransport leisten“, berichtet Bereichsleiter Markus Zekert, der seine beiden Stellvertreter Hermann Scherer und Christian Zelzer und sein gesamtes Team für ihre überdurchschnittlich hohe Einsatzbereitschaft lobt: „Die Kollegen nehmen ihre gesellschaftlich wichtige Aufgabe sehr ernst, sind häufig spontan bei Ausfällen eingesprungen und wurden durch hoch motivierte Ehrenamtliche aus den BRK-Bereitschaften tatkräftig unterstützt!“

Kreuzverwendung der RTW für Krankentransporte halbiert sich in fünf Jahren
Das BRK betreibt im Landkreis acht RTW, fünf KTW und drei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), darunter drei Ersatz-Fahrzeuge – alle sind mit Allrad ausgestattet, was sich vor allem während der zwar wenigen aber dafür intensiven Tage mit massiven Schneefällen sehr bewährt hat. Den größten Anteil an Rettungsdienst-Einsätzen machen mit über 70 Prozent internistische Notfälle aus; Verkehrsunfälle und andere chirurgische Einsätze nehmen im Verhältnis einen immer geringeren Anteil ein. Die Retter haben vergangenes Jahr 789.152 (1,3 Prozent mehr) Kilometer zurückgelegt und damit erneut insgesamt fast 20 mal die Erde umrundet. Deutlich mehr Strecke als im Vorjahr haben dabei vor allem die KTW aus Bad Reichenhall (fast 43.400), Berchtesgaden (fast 21.200) und Freilassing (über 9.500) zurückgelegt, da die Krankentransporte um 3,4 Prozent mehr geworden sind, die KTW-Schichten erhöht wurden und die RTW-Kreuzverwendung für Krankentransporte, die 2018 noch fast die Hälfte der RTW-Einsätze (46 Prozent) ausgemacht hat, Jahr für Jahr auf mittlerweile nur noch 25 Prozent reduziert wurde. Die Besatzungen sind mit ihren Patienten tendenziell länger und weiter (seit 2020 im Schnitt 32 Kilometer pro Einsatz) unterwegs als früher, da die Kliniken spezialisierter und ausgelasteter sind als noch vor wenigen Jahren. Sind beispielsweise alle Rettungsmittel aus Berchtesgaden bereits im Einsatz oder mit Patienten zu Kliniken unterwegs, schickt die Leitstelle einen Rettungswagen einer Nachbar-Wache präventiv nach Hallthurm oder Winkl, damit die Besatzung von dort aus das ansonsten nicht mehr optimal versorgte Gebiet im südlichen Landkreis bei möglichen Folge-Einsätzen rascher erreichen kann. 

392 Fahrten mehr als im Vorjahr
Über sieben Prozent weniger Notarzteinsätze gab es 2024 im Landkreis: Nur das Freilassinger NEF hatte 68 Einsätze mehr als im Vorjahr (1.520); das Reichenhaller NEF war bei 43 Einsätzen weniger als 2023 (1.572) und das Berchtesgadener NEF bei 126 Einsätzen weniger als 2023 (1.130) gefordert. Die sechs RTW in Bad Reichenhall (-802), Berchtesgaden (-442), Freilassing (-234) und Teisendorf (-256) hatten deutlich weniger Einsätze, dafür sind die Einsätze für die vier KTW in Bad Reichenhall (+1.265), Berchtesgaden (+589) und Freilassing (+326) vor allem wegen der zusätzlichen Schichten und der reduzierten RTW-Kreuzverwendung für Krankentransporte deutlich mehr geworden. Die absolute Zahl der Einsätze bildet aber nie den tatsächlichen Zeit-Aufwand und die Auslastung ab, da die Fahrzeuge unterschiedlich weit und lange unterwegs sind und in ihren jeweiligen Schichten nicht alle rund um die Uhr in Betrieb sind.

Viele nicht verrechenbare Einsätze
8.074 Fahrten waren nicht verrechnungsfähig (3,13 Prozent mehr als 2023), darunter 4.121 NEF-Fahrten (abgerechnet wird nur der Patienten-Transport). Das Rote Kreuz rückt auch aus, ohne dass die Kosten für die Fahrt dann jemandem in Rechnung gestellt werden können – das ist beispielsweise dann der Fall, wenn sich vor Ort herausstellt, dass trotz des Notrufs überhaupt kein Notfall vorliegt, der Patient einen Transport verweigert oder wenn die Notfallsanitäter lediglich zur Absicherung ausrücken, wenn es beispielsweise brennt oder der Einsatz keinem konkreten Patienten zugeordnet werden kann. „Die Hemmschwelle, die 112 in allen Lebenslagen zu wählen, ist in den Vorjahren definitiv gesunken, die Einsatzzahlen von 2024 machen aber Hoffnung, dass sich das aber vielleicht tatsächlich wieder ändert. Die Meldungen im Notruf weichen manchmal stark von dem ab, was unsere Mitarbeiter dann vor Ort feststellen; das liegt daran, dass die Situation oft sehr subjektiv empfunden und bewertet wird und nicht immer einfach einzuschätzen ist“, erklärt Zekert. Die Retter müssen im Zweifelsfall bei unklaren oder fehlenden Informationen auf Nummer Sicher gehen, den Schilderungen im Notruf zunächst einmal glauben und immer ein Fahrzeug schicken; viele Einsätze stellen sich dann vor Ort aber rasch als weniger dramatisch dar. Problematisch war die letzten Jahre immer wieder, dass durch die doch recht hohe Zahl dieser Fehleinsätze Rettungsmittel gebunden waren, die womöglich dann bei echten Notfällen fehlen oder erst später eintreffen. „Bei Verdacht auf akute Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt sollte man aber keine Hemmungen haben, auf jeden Fall sofort anrufen und sich von den fachkundigen Disponenten beraten lassen, damit im Ernstfall keine lebensrettende Zeit vergeht“, betont Zekert.

28 Patienten bei Spitzen-Abdeckungen durch die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften
Bedingt durch Wetter, Tourismus, Verkehr und weitere Faktoren gibt es immer wieder so genannte Einsatzspitzen mit besonders vielen Notfällen und Krankentransporten gleichzeitig, wobei die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften dann die reguläre Vorhaltung mit ihren eigenen Sanitätern und Fahrzeugen ergänzen. 2024 versorgten und transportierten sie 28 Patienten (2023: 42; 2022:48; 2021: 42; 2020: 36) – bei Unfällen, bei internistischen Notfällen sowie bei Engpässen im Krankentransport. „Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich; die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber nahezu komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden“, betont Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter, der vor allem bei der schwierigen Finanzierung der Garagen auf mehr öffentliche Unterstützung hofft. Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n) zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, zehn Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die - genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter - fast ausschließlich über Spendengelder finanziert werden.

92 Hauptamtliche, elf Azubis, 38 Ehrenamtliche
92 hauptamtliche Sanitäter, zusätzlich elf Auszubildende, eine junge Frau im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und im Schnitt 38 Ehrenamtliche der BRK-Gemeinschaften besetzten im Schichtdienst bis 13 Fahrzeuge, die in der regulären Vorhaltung gleichzeitig im Dienst sind. Um den Rettungsdienst im Gebirge und an Gewässern kümmern sich die Ehrenamtlichen der Bergwacht im BRK und der BRK-Wasserwacht. Damit garantiert das Rote Kreuz eine optimale Notfallversorgung der Bevölkerung. Derzeit sind 44 Hauptamtliche und zwei Ehrenamtliche als Notfallsanitäter aus- oder weitergebildet, wobei sich viele der bisherigen Rettungsassistenten mit bestandenen Ergänzungslehrgängen weiterqualifizierten und Berufseinsteiger die dreijährige Ausbildung komplett durchliefen.